Projektreise 2017 / Stipendienprogramm für Waisen 4

04.Feb. 2017

Stipendienprogram               1     –      2     –     3     –    4    –    5    –     Monitoring    –     Zwischenbericht 1     –     Zwischenbericht 2   –   Vorstellung Stipendiaten/innen

Ich bin seit einigen Tagen in Chiang Mai/Thailand. 3 Wochen Zeit, alle Projekte und unsere Stipendiaten/innen zu besuchen. In Chiang Mai stehen zunächst drei Besuche an. Wenn Sie auf den jeweiligen Namen des Stipendiaten klicken, finden sie weitere Informationen. Wir haben die Stipendiaten/innen zu Beginn des Programms aufgefordert, uns über Mehrbedarfe zu informieren. In vielen Fällen tun sie dies. In allen diesen Fällen handelt es sich um absolut nachvollziehbare und in keinem Fall um überzogene Bitten. Diese uns gegenüber zu äußern, bedeutet für diese jungen Menschen, daß sie enormen Mut aufbringen müssen.

mit Mike und SWAN Mitarbeiterin Pon an der Mae Jo Universität

Zunächst treffe ich Mike Tanapon 21J an der Mae Jo Universität in Chiang Mai. Er studiert im zweiten Jahr Tiermedizin. Between-Borders übernimmt seine Schulgebühr. Im vergangenen Jahr ging es ihm nicht sehr gut. Er hatte furchtbar viel Arbeit neben seinem Studium und schien überfordert. Er erzählt, daß es ihm in diesem Jahr erheblich besser ginge. Allerdings steigen die Anforderungen im Studium und an den Wochenenden arbeitet er weiterhin als Kellner in einem Hotel. Mike lebt ausserhalb der Uni und zahlt seine Miete selbst. Ich frage nach, ob die Situation, neben seinem Vollstudium doch recht viel arbeiten zu müssen, seine Leistungen beeinträchtigt. Er meint, eher zurückhaltend, das das schon gehe. Ich habe aber den Eindruck, daß es eher knapp ist, bei ihm. Wir werden eine Entlastung im Team diskutieren. Mikes englisch hat sich verbessert, stelle ich fest. Mike muß nun los, da er heute bei einem großen Sportfest an der Uni als Helfer eingeteilt ist.


In der Nähe liegt das ‚Lanna Polytechnic  Chiang Mai Technological College‘. Hier geht Sutipon 15J zum vocational college, einer Art Berufsschule. Er möchte einmal Facharbeiter auf dem Bau werden.  Unsere Unterstützung für ihn besteht aus der Überahme seiner Transportkosten. Er fährt jeden Tag 30 km mit dem Moped (hier üblich und legal) zur Schule und wieder zurück. Die Schule dauert 3 Jahre. Im 3. Jahr werden Praktika absolviert und Sutipon kann viel praktische Erfahrungen sammeln. Nach dem 3. Jahr bekommt er einen Abschluss mit dem er arbeiten gehen könnte. Er möchte allerdings noch 2 Jahre dranhängen um einen höheren Abschluss zu erlangen und mehr verdienen zu können.

Seine Mutter arbeitet weiterhin in einem Resort und verdient ca 7500THB mtl (ca. 202€). Sutipon fragt, ob wir ihn beim Schulessen unterstützen könnten. Das wären 30 THB pro Tag. So müsste er das Essen nicht, wie bisher von zu Hause mitbringen und die kleine Familie könnte dieses Geld sparen.

Wie alle Entscheidungen über Budgetanpassungen in diesem Programm, werden wir dies im Einzelnen besprechen.


Dann geht es weiter an die nächste Uni, das ‚Rachamangalar Lanna college zu Nattitar Ongnerng 22J. Hier studiert sie im zweiten Jahr Business English. Beeindruckend sind ihre Noten mit einem GPA (generell points average) von 3,94. Ausserdem belegt sie bis auf einen B+ ausschließlich A Kurse. Das ist Top. Ich beglückwünsche sie. Ihr englisch ist, wie in Thailand üblich, auf Verstehen, Schreiben, Lesen aber nicht auf Sprechen ausgerichtet. Sie versteht mich, antwortet aber über meine SWAN Begleiterin Pon, in Thai bzw. Shan. Hier spielt aber auch ein kultureller Unterschied zu uns eine große Rolle. Es ist ihr quasi nicht möglich, sich einem älteren, ‚fast‘ fremden, männlichen Ausländer, der die Fundingorganisation vertritt, die ihre Miete und ihr Schulessen bezahlt, frei zu reden. Ob mir das passt oder nicht, ich stehe in der Thaihierarchie weit höher als Nattitar. Da kann ich noch so sehr betonen, daß ich persönlich das nicht so sehen möchte. Ich bin halt kein Thai und Nattitar ‚weiß sich zu benehmen‘.

Die Miete teilt sich Nattitar wieder mit ihrer Schwester, die zwischenzeitlich mal ausgezogen war. Ein Problem stellen die Kosten für Essen dar. Da sie Vollzeit studiert, kann sie nicht, wie vorher, nebenher arbeiten. Wir stellen ihr 100 THB/tgl (ca. 2,7 €) für Essen/Trinken zur Verfügung. Das Schulessen ist von 30 auf 35 THB / Mahlzeit im Preis gestiegen. Auch auf dem Markt sind die Preise leicht gestiegen. Wir werden eine Anpassung diskutieren. Ich habe insgesamt den guten Eindruck, daß Nattitar ihren Weg machen wird.


Lage von Ban Piang Luang in Nordthailand and Thailands Grenze zum Shan-Staat

10.02.2017

Kamonpon
Duen Pian
im Gespräch mit dem Leiter des Koung Jor Camps, Sai Laeng
Blick auf das Koung Jor Camp

Meine Reise nach Ban Piang Luang nutze ich natürlich auch um die beiden Schülerinnen Kamonpon 14J und Duen Pian 15J zu besuchen. Beide leben im Mädchenhaus des Flüchtlingscamps Koung Jor.  Sie besuchen die 3. bzw. 8. Klasse der Schule in Piang Luang. Beide werden mit Kosten für Transport zur Schule (Duen Pian) bzw. mit den Kosten für Schuluniform und Schulaktivitäten (Kamonpon) von uns unterstützt. Kamonpon bekam erst sehr spät die Möglichkeit zur Schule gehen zu können. Deshalb ist sie in der 3. Klasse. Die beiden Mädchen kommen aus sehr schwierigen Verhältnissen und scheinen hier im Mädchenhaus des Lagers glücklich zu sein. Das Mädchen und das Jungenhaus des Koung Jor Camps sind die einzigen festen, also aus Stein und Zement gebauten Wohngebäude des Camps, da sie zum Tempel gehören. Ansonsten ist den Campbewohnern diese Bauweise nicht erlaubt, da es sich in dem Camp ja um eine ‚temporäre Lösung‘ handeln soll. Das Camp existiert seit nunmehr 16 Jahren.

leiten Mädchen und Jungendormitory im Lager Koung Jor

Kamonpon und Duen Pian wußten nicht, daß mein Besuch ansteht. Sie sind furchbar schüchtern und bekommen kaum eine Wort zustande. Ich will sie nicht ängstigen und führe das Gespräch über die Leiterin des Mädchenhauses. Es scheinen keine Budgetanpassungen nötig zu sein. Beim nächsten Mal werde ich mich frühzeitig anmelden. Versprochen!

 

Marcus Mitwollen
Marcus Mitwollen

Marcus ist seit 2006 im Verein tätig und war schon Mitglied bei 'Helfen ohne Grenzen Deutschland'. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Bremen. Von Beruf ist er Intensiv/Anästhesiepfleger im Schichtbetrieb und Bewegungslehrer. Im Verein ist er fast von Beginn an im Vorstand aktiv. Die thailändisch/burmesische Grenzregion kennt er seit 30 Jahren und spricht leidlich Thai. Ihn hat man am Telefon wenn man between-borders anruft.

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