04.03.2016 / Stipendienprogramm für Waisen Teil 2

Stipendienprogram               1     –      2     –     3     –    4    –    5    –     Monitoring    –     Zwischenbericht 1     –     Zwischenbericht 2   –   Vorstellung Stipendiaten/innen

Zu Entstehung und Hintergrund des Programms, lesen Sie bitte den Bericht (Stipendienprogramm für Migranten die Waisen sind) auf unserer homepage.
Im letzten Jahr haben wir das Programm auf den Weg gebracht. Wir lernten einige der Kinder und Jugendlichen kennen, die potenzielle Empfänger/innen von Teilstipendien sein könnten. Die Kandidaten nach ihrer Bedürftigkeit auszusuchen, massen wir uns nicht an und haben dies unseren Partnern von SWAN überlassen. Es geht hier nicht um Vollstipendien sondern darum, einen Schul-oder Unibesuch durch Hilfen zum Leben zu ermöglichen. Manchmal fehlt es an der Miete für eine Unterkunft, manchmal ist es Essensgeld oder die Übernahme des Transportes zur Schule. Den Stipendiaten soll hier kein rundum sorglos Paket geliefert werden. Die meisten arbeiten nebenher und helfenn sich, so gut es geht, selbst. Bei einem jungen Mann, der sich sein Studium komplett selbst finanzieren wollte, kam es zum Zusammenbruch. Er hatte diverse Job’s angenommen und sich komplett übernommen.
Alle Stipendiaten haben hervorragende GPA (grade point average-Benotungssystem aus dem amerikanischen). Das ist eine der Voraussetzungen für ein Stipendium. Eine Studentin musste das Programm aus diesem Grund verlassen.

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Natthita
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wir gehen das vergangene Jahr gemeinsam durch

Wir besuchen zunächst die 22 jährige Natthita an der Chiang Mai University. Sie stammt aus dem Kung Jor Camp und studiert Business English im 2. Semester. Ich kenne sie aus dem letzten Jahr und kann mich schon recht gut mit ihr auf englisch unterhalten. Neben dem Studium arbeitet sie an einem Nudelsuppenstand auf dem Markt. Das Zimmer in dem sie wohnt, teilt sie sich mit ihrer Schwester.

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Die 12 jährige Proi
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bei Proi zu Hause

Als nächstes fahren wir in diie outskirts von Chiang Mai und besuchen die 12 jährige Proi. Ein Rufname. Die Namen hier sind meist elend lang und niemand wird bei seinem richtigen Namen gerufen. Sie heisst eigentlich Boonyaporn Kamsan. Proi also. Sie besuccht die 7. Klasse und lebt mit den Großeltern auf einer Blumenplantage. Ihre Eltern haben sich nach ihrer Geburt getrennt und sie verlassen. Unterstützung erhält sie von ihnen nicht. Der Haushalt, in dem auch ihre jüngere Schwester lebt, muß mit 200THB am Tag auskommen. Das sind ca. 5 €. Proi möchte mal Übersetzerin werden und mit Besuchern aus dem Ausland reden können. Sie bestmögliche Noten und wünscht sich sehr die 12.Klassen beenden zu können. Sie lebt in sehr armen Verhältnissen, ist ein offenes, fröhliches Kind und versucht mutig englisch mit mir zu reden. Das Programm schein wie für sie gemacht.

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Nächster Punkt ist die Mae Jo Universität bei Chiang Mai. Hier studiert Mike Thanaporn Tiermedizin. Er ist 20 und auch ihn kenne ich vom letzten Jahr. Die Studenten der Uni nennne sich ‚Cowboys‘. Wahrscheinlich wegen landwirtschaftlichen Fakultät. Der Campus ist riesig und es findet gerade ein Festival statt auf dem die Uni sich und ihre Produkte präsentiert. Wir treffen in Mike einen adretten jungen Mann mit Hemd und Krawatte ( die Universitätsuniform ist Gott sei Dank nicht im Cowboystyle denke ich so bei mir). Mike kommt aus Wiang Haeng im hohen Norden Thailands, einer ländlichen Region zu der auch Piang Luang gehört, wo er im HIV  Programm mit arbeitet. Beide Eltern sind an HIV verstorben. Er hat immer sehr gearbeitet um die Großeltern, bei denen er lebt uns sich zu ernähren. Im ersten Studienjahr, das er nun beendet, farf man den Campus nicht verlassen und also auch nicht arbeiten. Nun, zu Beginn des zweiten Jahres an der Uni muß er aus dem Wohnheim ausziehen. Er mit mit seiner Arbeit Miete, Essen und Unterstützung für die Großeltern bezahlen können. Mike spricht wenig englisch u d ist sehr schüchtern. Andererseits aber auch schon ein gestandener Mann der für sich und seine Großeltern sorgen kann. Als Tierarzt will er zu Hause im Wiang Haeng District arbeiten.

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Wan Phen 18Jahre

Unsere nächste Station ist heute das Haus der SWAN FOUNDATION, das ja mal als boardinghouse Projekt angedacht war und in dem auch unser Karl gelebt hat. Es geht also wieder nach Chiang Mai City. Hier treffe ich eine junge Frau, die mich ganz besonders beendruckt. Wan Phen ist 18 Jahre alt. Sie geht in die 11. Klasse. Ihr späterer Studienwunsch ist Psychologie und Human History. Sie ist weit weg, im Ort Chom Tong bei einer Thaifamilie aufgewachsen. Die Leute nahe,n sie an, nachden sie als Kleinkind von ihren Eltern verlassen wurde. Als bei Wan Phen ein Rheumatisches Fieber mit schwerer Herzbeteiligung diagnostiziert wurde, liess die Thaifamilie sie im Krankenhaus zurück. Sie musste mehrere Operationen über sich ergehen lassen. Diese wurden vom thailändischen Gesundheitssystem für sie übernommen. Das Krankenhaus suchte jemanden, der sich um Wan Phen kümmern könnte und stiess so auf SWAN. Sie wurde ins SWAN Health Programm aufgenommen und wohnt nun im Haus der SWAN Foundation. Sie hilft dort etwas ist nun quasi Teil der SWAN Familie. Zur Schule geht sie noch im weit entfernten Chom Tong wo sie aufwuchs. Wir wägen miteinander ab wie es wäre schon jetzt ganz nach Chiang Mai zu ziehen und die Schule zu wechseln. Miete in Chom Tong und die Transportkosten könnten gespart werden. Sie muß immerhin auch noch einmal monatlich nach Chiang Mai ins Krankenhaus um ihr Herz untersuchen zu lassen. Aber die Umgewöhnung an eine neue Schule, neue Freunde, das Einarbeiten in den Stand der neuen Klasse, all dies ist im Vergleich zum Verbleib an der alten Schule für nur noch ein letztes Jahr ein unnötiger Aufriss.

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Gespräch mit Wan Phen in der SWAN Foundation

Wan Phen spricht sehr gutes englisch und schaut mir beim Sprechen offen in die Augen. Das fällt mir auf. Sie scheint hochintelligent zu sein und zu wissen wo sie hin will. Ganz gewiss wird sie auch bei SWAN weiterhin eine Rolle spielen und zwar als aktive Mitarbeiterin.
Das Stipendienprogramm scheint für Wan Phen wie gemacht. Wir nehmen sie gerne auf.

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wer hier wohnen muss, ist arm

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Unser letzter Besuch heute ist in der Tagelöhnersiedlung Tong Bong. Hier trafen wir uns im letzten Jahr mit der jetzt 16jährigen Jaruwan Proi. Eine weitere Proi. Sie besucht mittlerweile die Berufsschule für Buchhaltung in Chiang Mai. Ihr Schulgeld hat eine andere Organisation übernommen. Bei ihr geht es um Transport und Essen. Proi ist eine sehr talentierte Volleyballerin, musste mit dem Sport aber wegen ihrer Ausbildung aufhören.
Ihre Mutter ist tot. Sie lebt mit den Großeltern in Tong Bong. Der Vater ist Tagelöhner und lebt nicht mit Proi. Er trägt aber zusammen mit dem Großvater zum Familieneinkommen bei. Zur Errinnerung: Das Tageseinkommen eines Tagelöhners beträgt zwischen 100 und 200 THB am Tag. Das sind zwischen 2 und 5€ .
Prois Noten sind gut und sie spricht etwas besser englisch als letztes Jahr. Wir werden uns sicher wieder sehen.

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Proi Nr. 2 , 16 Jahre
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Proi
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Tagelöhnersiedlung in der Proi und Arm leben.

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Dann kommt der Nachbarjunge, Arm Sutipon, mit seiner Mutter um uns zu sprechen. Er ist 15 und möchte ab Mai das Politechnische College in Chiang Mai besuchen. Der Vater ist tot. Die Mutter arbeitet in eine Resort in der Nähe. Er will Mechaniker werden. Bei ihm ginge es um das Schulgeld und den Transport nach Chiang Mai. Ich kann ihm nichts versprechen. SWAN versucht ihn aber bei einer anderen Organisation unterzubringen. Ich werden mich weiter nach Arm erkundigen.

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Arm mit seiner Mutter

Nun ist Feierabend. Wir fahren zurück in die Stadt. Charm Hom leiht mir ihr Moped, mit dem ich nach Hause fahre und erstmal dusche. Ich bin ganz schön groggy von dem ganzen Interviewen, habe aber wieder tolle Mensche getroffen bzw. wiedergetroffen.
Das Stipendienprogramm läuft und ist, meiner Meinung nach, die praktische Umsetzung des Wortes „Nachhaltigkeit“. Es ermöglicht jungen Menschen, die nicht aus eigener Schuld, in einer Situation sind, in der sie nicht dieselben Chancen haben wie andere, ihre Zukunft aktiv zu gestalten. Im besten Fall werden sie etwas zurückgeben können und sich z.B. mit SWAN zu engagieren.

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bei Proi zu Hause
Marcus Mitwollen
Marcus Mitwollen

Marcus ist seit 2006 im Verein tätig und war schon Mitglied bei 'Helfen ohne Grenzen Deutschland'. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Bremen. Von Beruf ist er Intensiv/Anästhesiepfleger im Schichtbetrieb und Bewegungslehrer. Im Verein ist er fast von Beginn an im Vorstand aktiv. Die thailändisch/burmesische Grenzregion kennt er seit 30 Jahren und spricht leidlich Thai. Ihn hat man am Telefon wenn man between-borders anruft.

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