Mirja’s Reise
Seit einem Jahr ist meine alte Freundin Mirja Mitglied bei between-borders. Sie lebte einige Zeit in Myanmars Karen State und hat sich dort unter anderem als Lehrerin engagiert. Nun hat sie sich auf den Weg nach Nordthailand gemacht und unsere Schwestern von SWAN besucht. Zusammen mit den ihnen besuchte sie dann verschiedene Orte entlang der Grenze zu Myanmars Shan-Staat und informierte sich über die aktuelle Lage der Migrant/innen und Geflüchteten vor Ort. Aber auch die Historie der Shan beiderseits der Grenze, die Gründe für deren Flucht aus Myanmar oder die Lebenssituation von Arbeitsmigranten/innen bzw. Tagelöhnern/innen auf den Plantagen interessieren Mirja und sie besucht Orte und Menschen.
Mit dem Mietwagen ging es von der Nordthailändischen Metropole Chiang Mai in die weiter nördlich an Thailands Grenze zu Myanmar liegende Distrikthauptstadt Fang. Hier betreut SWAN viel Kinder von Taglöhner/innen die auf den Palmöl- oder Orangenplantagen arbeiten. Ihnen ist während der Corona Pandemie ein großer Teil ihres Einkommens weggebrochen. Häufig durften sie nicht arbeiten. Gleichzeitig waren die Kindergärten und Schulen geschlossen. Für die Kids fiel mindestens eine Mahlzeit am Tag aus. Die Kinder bekommen in der Schule nicht nur essen, sondern auch Hygieneartikel. Für die Familien ist im lock down auch die Beschaffung von Trinkwasser fast unmöglich. All dies kann von den Tagelöhner/innenfamilien ohne Arbeit nicht aufgebracht und geleistet werden. Hier konnte SWAN mit der Unterstützung von between-borders Abhilfe schaffen und die schlimmste Not verhindern.
Weiter führte Mirjas Reise nach Nordwesten an einen anderen Ort an der Grenze. Between-borders ist hier schon seit 2007 in verschiedenen Programmen tätig. So besuchte Mirja den Ho Num Kindergarten.
Sie traf die Erzieherinnen Saeng Man und Kham Sa und liess sich schildern, wie sie die seltsame Corona Zeit bisher erlebt haben. Ihre gehälter haben wir selbstverständlich durchgehend bezahlt. Die Kinder bekamen während der lock downs Aufgabenzettel nach Hause und teilweise wurden die Familen von uns mit Lebensmittelpaketen und Hygieneartikeln unterstützt. Neben einigen kleineren Wünschen, z.B. höheren Wasch- und Kochgelegenheiten, ist der Hauptwunsch der beiden Pädagoginnen, dass die Kinder während der Zeit des lock downs möglichst wenig Schaden genommen haben. Es gibt Familien, die trotz des Krieges in ihrem Heimatland, wieder zurück in den Shan-Staat gegangen sind, weil es in Thailand einfach keine Arbeit mehr gab. Dort können sie wenigstens Kräuter sammeln oder Fische fangen und auf dem Markt verkaufen.
Auch das Koung Jor Flüchtlingslager hat Mirja besucht. Hier hat sie sich auch mit dem Lagerleiter Sai Laeng und dessen Stellvertreter getroffen und sich die aktuelle Situation erläutern lassen. Die befürchtete große Welle von Geflüchteten aus Myanmars Shan-Staat blieb aus. Und doch gibt es immer wieder Neuankömmlinge. Dann wird relativ schnell vieles benötigt, was im Lager nicht vorrätig ist. Die Verantwortlichen erklären, dass sie dann Decken, Kissen, Matrazen, Trennwände/Raumteiler oder Matten brauchen. Der Boden ist kalt und nicht immer kann man Mädchen und Jungen von Beginn an räumlich getrennt unterbringen. Ausserdem wünschen sich die jungen Leute ein Bügeleisen.
In der Thaischule müssen sie Schuluniform tragen. Wenn diese nicht ordentlich gebügelt ist, stigmatisiert sie das als arm.
Diese Wünsche sind absolut nachvollziehbar und so fährt Mirja los und besorgt die benötigten Dinge bei örtlichen Kaufleuten in Piang Luang. Etwas billiger wäre so etwas wahrscheinlich in Chiang Mai. Aber wir kaufen, wo wir können, vor Ort. So bleibt das Geld bei der lokalen Bevölkerung.
Ich habe Mirja gebeten, sich mal nach dem Jungen zu erkundigen, der seit einigen Jahren in unserem Programm zur Unterstützung von Kindern und jungen Menschen, die selbst, oder deren Eltern von HIV/AIDS betroffen sind, mit einem Teilstipendium bedacht ist. Er ist durch die Infektion seiner Eltern selbst mit HIV geboren worden und leidet unter einer chronischen Lungenkrankung. Mirja hat also diese Familie in einem Dorf bei der Distrikthauptstadt Wiang Haeng besucht. Der Kleine Mann war grad nicht zu Hause, da er mit seinen Freunden bei den Wasserbüffeln spielen war. Es geht ihm zur Zeit gut. Vor 4 Monaten musste er allerdings für 2 Wochen ins Krankenhaus. Damit er dort ordentlich versorgt wird, muss die Mutter eine Frau aus der Nachbarschaft bezahlen, die sich während des Aufenthaltes um ihn kümmert. Das ist in vielen Ländern so. So kann Mama arbeiten und das Familieneinkommen verdienen. Die Fahrt von und nach Chiang Mai, wo sich die Klinik befindet, muss auch bezahlt werden. Für die Mutter des Kleinen sind dies enorme Kosten. Einen Teil hat sie bereits bezahlt.
Der Rest macht ihr große Sorgen. Hier springen wir gerne ein. Es handelt sich um eine wirklich geringe Summe, die für die Dame eine Riesenhilfe ist. Wir finden, dass in einem gewissen Rahmen auch solch eine Hilfsleistung möglich sein muss.
Dies waren einige Orte und Menschen, die Mirja auf ihrer Reise kennegelernt hat. Da wir seit zwei Jahren nicht vor Ort waren und erst im November hoffentlich eine Projetreise möglich sein wird, war es eine große Hilfe, dass Mirja in unserem Namen handeln und helfen konnte.