Stipendienprogramm für Migranten die Waisen sind Teil 1

Stipendienprogram               1     –      2     –     3     –    4    –    5    –     Monitoring    –     Zwischenbericht 1     –     Zwischenbericht 2   –   Vorstellung Stipendiaten/innen

Insgesamt eine Woche hat es gedauert, bis sich aus dem zunächst vorgesehenen Boarding House für 6 Mädchen in Chiang Mai, ein anderes, viel effektiveres Programm entwickelt hat. Uns erschienen die Kosten und der Aufwand einfach viel zu hoch um ’nur‘ 6 Kindern/Jugendlichen einen weiterführenden Schulbesuch bzw. das Studium in Chiang Mai zu ermöglichen. Es hätte gebaut werden müssen, es hätte Personal eingestellt werden müssen, eine Küche und regelmässige Mahlzeiten hätten vorgehalten werden müssen.

Was tun? Wir setzten uns zunächst sehr lange zusammen und schieben Ideen hin und her. Wir erfahren unter anderem, daß es bei SWAN einen Sponsor für bis zu 100 Stipendien gibt. 87 davon hat SWAN bisher erst ausgeschöpft. Da war ein Ansatz.

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uns rauchen die Köpfe

Dieser Sponsor übernimmt lediglich Schulgeld bzw. Studiengebühren. Für jemanden, der fern von zu Hause, zur Schule geht oder studiert, fallen aber noch etliche andere Kosten an. Man muss irgendwo wohnen, sich ernähren, kleiden, evtl. fallen Transportkosten an, Schulaktivitäten müssen bezahlt werden und auch eine Schuluniform kostet Geld. Wie wäre es nun, wenn wir mit unserem Programm diesen Part übernähmen? Ohne Schulgeld geht nichts, ohne die anderen Posten aber auch nicht.

Waisen, ob sie nun Vollwaisen oder Halbwaisen sind oder Kinder die von ihren Eltern verlassen wurden bzw. in Waisenähnlichen Verhältnissen leben müssen, haben schlechtere Ausgangsbedingungen als Kinder die in ihren Familien leben. Oft müssen sie früher und mehr mitarbeiten oder sind gar die Ernährer, da sie z.B. bei Großeltern leben, die selbst nicht mehr arbeiten können. So bleibt weniger oder keine Zeit für Schule. Häufig müssen sich diese Kinder aber auch mehr oder weniger selbst durchschlagen. Aber auch in ihnen schlummern Talente, auch diese Kinder haben Träume. Diese Träume haben nicht selten damit zu tun, lernen zu dürfen (siehe: Dreams of homeless children / shan youth power).

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Jugendliche aus dem New Life Center in Piang Luang. Sie möchten Sport, Sprache, o. Veterinärmedizin studieren.
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Dscharuan 16J. ,lebt auf einer Orangenplantage, will Buchhaltung und Englsch studieren
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Nam Fon, 15J., lebt auf einer Chilliefarm, zur Zeit 7.Klasse da sie erst spät zur Schule kam.

Deshalb soll dieses Programm ausschliesslich solchen Kinder/Jugendlichen dabei helfen, weiterführende Schulen oder eine Universität zu besuchen, die in einer solch prekären Situation leben. Das ist ein ausdrücklicher Wunsch des Sponsors. Detlev , unser Reisebegleiter, Freund und ein langjähriger Unterstützer unserer Arbeit ist überhaupt die treibende Kraft in diesem ganzen Prozess der Entwicklung eines Stipendienprogramms für Shan Migranten die Waisen sind. Seine Idee ist es auch, an die Vergabe eines Stipendiums die Bedingung zu knüpfen, daß der/die Stipendiat/in in drei Jahren in der Lage ist ein Gespräch auf englisch zu führen. Die Sprache ist so wichtig und wir stellen immer wieder fest, daß selbst Englischstudenten nach mehreren Jahren Studium,  sehr oft nicht in der Lage sind, ein Gespräch mit einem Ausländer zu führen. Diese Bedingung soll als Anreiz betrachtet werden und wenn, nötig würden wir Geld für den Besuch oder die Einrichtung einer kleinen Abendschulklasse zuschiessen.

Wer sucht nun die jungen Menschen aus und was sind die Kriterien? Diese Aufgabe fällt unserem Partner SWAN zu. Sie betreiben und monitoren das Proramm. Sie stellen den individuellen Bedarf fest und erstellen das jeweilige Budget. Die Lebens- und Lernbedingungen sehen ja bei allen unterschiedlich aus. Die eine Studentin teilt sich ein Zimmer mit einer Kommolitonin, ein anderer Stipendiat wohnt bei seinem Bruder. Das ist viel Arbeit. Wir besprechen das. Wir vertrauen SWAN voll bei der Auswahl und Betreuung der jungen Leute. Auch weil dies kein neues Feld für SWAN ist, sonders sie schon immerhin 87 andere Stipendiat/innen entsprechend betreuen.

Bei gemeinsamen Besuchen mit Charm Hom und Porn von SWAN bei verschiedenen Jugendlichen, lernen wir diese in ihrem Lebensumfeld kennen. Wir sind beeindruckt von dem Ehrgeiz mit dem diese jungen Leute ihre Zukunft angehen wollen. Für sie ist die Möglichkeit eines Teil-oder Vollstipendiums ganz klare Voraussetzung für ein Studium. Viele gehen aber auch jetzt schon zusätzlich arbeiten und sich ein kleines finanzelles  Polster für das große Abenteuer Chiang Mai zu schaffen. Das häusliche Umfeld macht uns klar, dass hier eine absolute Bedürftigkeit besteht.

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erstes Kennenlernen
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Kennenlernen in Onkels Restaurant
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Nam Fon wohnt hier mit ihrer Mutter und Schwester. Auf dem Tisch liegen ihre Schulbücher

Besonders ein Mädchen benötigt dringend Hilfe und wir beschliessen ihr Schulgeld ab sofort zu übernehmen. Sie heisst Nam Fon (Regenwasser), ist Halbwaise und 15 Jahre jung, sieht allerdings viel jünger aus. Sie, ihre Mutter und ihre kleine Schwester leben mit mehreren anderen Familien in einer dunklen Hütte auf einer Plantage. Alle arbeiten auf der Plantage auf der sie leben und auf der sie 24 Std. täglich den Duft von Pestiziden ertragen dürfen. Orangenplantagen sind diesbezüglich besonders schlimm. Aber auch die Chillieernte ist sehr anstrengend, da man nur gebückt arbeitet. Zu erreichen sind diese Arbeiter nur indem man über die Mauer eines schmalen Kanals balanciert.

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Weg zu Nam Fon’s Zuhause

Wir verlassen Thailand mit dem Gefühl, gemeinsamm ein sinnvolles und nachhaltiges Programm gestaltet zu haben.

Ich habe an meinem letzten Tag in Bangkok noch ein schönes gemeinsames Essen mit 4  unserer ehemaligen Stipendiat/innen gehabt. Alle wollen nach ihrem Stuidium zurück in den Shan-Staat und dort beim Aufbau ziviler Strukturen, vor allem im Gesundheitsbereich, helfen. In der Vergangenheit hielt ich das so ein bischen für Lippenbekenntnisse. Bei zwei von ihnen wird das aber nun ganz konkret. Jom wird seine eigene Organisation in Taunggyi haben und hat schon Programme vorbereitet. Unsere Luen Sy plant eine kleine Krankenstation in ihrer Heimat, einer ländlich geprägten Region im zentralen Shan-Staat. Ihre Mutter und ihre Schwester werden ihr helfen. Es soll vielleicht zwei stationäre Betten geben ansonsten aber um eine ambulante Versorgung gehen. „I will need your help“ gab sie mir mit auf den Weg.

Nochmal: Nachhaltiger kann Hilfe gar nicht sein. – die jugendlichen beim Besuch einer Schule unterstützen  – später ein Stipendium für ein Universitätsstudium   – danach dabei helfen, die erworbenen Fähigkeiten in den eigenen Comunities zum Wohl aller einzusetzen.

Die Hilfe hat sich dann gelohnt und trägt sozusagen dann Früchte. Helfen Sie uns weiter dabei, so etwas möglich zu machen.

 

 

 

Marcus Mitwollen
Marcus Mitwollen

Marcus ist seit 2006 im Verein tätig und war schon Mitglied bei 'Helfen ohne Grenzen Deutschland'. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Bremen. Von Beruf ist er Intensiv/Anästhesiepfleger im Schichtbetrieb und Bewegungslehrer. Im Verein ist er fast von Beginn an im Vorstand aktiv. Die thailändisch/burmesische Grenzregion kennt er seit 30 Jahren und spricht leidlich Thai. Ihn hat man am Telefon wenn man between-borders anruft.

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