09.03.2016 / Stipendienprogramm für Waisen Teil 3
Stipendienprogram 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – Monitoring – Zwischenbericht 1 – Zwischenbericht 2 – Vorstellung Stipendiaten/innen
Nach unserem Besuch bei der Fortune Group fahren wir zurück nach Fang und schlendern noch etwas über den Nachtmarkt. Auf einer größeren Freifläche bewundere ich eine Gruppe älterer Frauen die, alle synchron, zu lauter Musik aus Lautsprechern, traditionelle laotische und thailändische Tänze im Kreis tanzen. Sie wirken wie eine lose Gruppe zu der mal Leute dazu stoßen, mal andere den Kreis verlassen. Ein für Bremer Augen seltsamer Anblick, wie diese Damen ohne jede Scheu und mit großer Ernsthaftigkeit ihr Abendsportprogramm durchziehen. Ansonsten seien hier jedem Thailandbesucher die Nachtmärkte des Landes zu einem Besuch anempfohlen (bis auf den berühmten in Chiang Mai. Den mag ich nicht). Was hier an Farben, Gerüchen, Speisen oder Musik auf einen einwirkt, ist fantastisch. Die Menschen sind am Abend entspannt und nicht wenige schlendern im Schlafanzug über den Markt. Leute gucken, ist auch so eine Nachtmarktattraktion. Natürlich immer schön zurückhaltend.
Am nächsten Morgen besuchen wir noch zwei Mädchen aus unserem Stipendienprogramm für Waisen die der Gruppe der Shan Migranten angehören.
Die erste Station ist das Zuhause von Ganok Wan. Sie ist 12 jahre alt und lebt mit ihrer Mutter auf einer Zwiebelfarm. Der Vater ist auf der Flucht durch den Shan-Staat gestorben. Sie besucht die secondary school in der 6. Klasse. Ihr Lieblingsfach ist Thai. Ansonsten macht sie am Liebsten Sport. Als Berufswunsch gibt Ganok Wan Lehrerin an. Sie müsste mit der Übernahme der Schulgebühr unterstützt werden. Zur Schule fährt sie mit dem Fahrrad. Das Familieneinkommen beträgt ca. 200THB am Tag, was in etwa knapp 4 € entspricht. An Wochenenden arbeitet Ganok Wan auch auf den Zwiebelfeldern um zum Familieneinkommen beizutragen. Sie verdient alerdings nur 120THB am Tag statt der für Erwachsene üblichen 200 THB.
Sie lebt in einer sehr einfachen Hütte mit der Mutter. Die Nachbarin schaukelt Neugeborenes Töchterlein in der Hängematte. Sie sieht aus wie max. 16 jährig.
Der Vater ist weg. Armut programmiert. Für die Mutter, später die Tochter usw. Ganok Wan macht den Eindruck einer sehr guten Schülerin. Ihre Noten belegen das. Sie schaut uns im Gespräch an und ein ganz bischen was get auch schon auf englisch.
Wir werden uns wieder sehen.
Die zweite und für heute letzte Station vor unserer Abreise nach Chiang Mai ist die 15 jährige Nam Fon, die wir im letzten Jahr kennengelernt haben. In wenigen Tagen wird sie 16. Sie besucht die 7. Klasse und kommt kurz nachdem wir bei ihr zu Hause ankommen auch dazu. Heute hat sie den zweiten Tag ihres dreitägigen final exam gehabt. Die Schuljahresabschlussprüfungen. Heute ist sie in 6 Fächern geprüft worden. Mathe, Geschichte, Thai, Computer, Englisch und Naturkunde. Heftig! Ich weiss gar nicht, was an den anderen Tagen noch geprüft wird. Aber zu den drei Tagen gehört z. B. auch die Abschlusszeremonie. Nam Fon glaubt, daß sie es gut gemacht hat. Sie wirkt viel selbstbewusster als letztes Jahr. Englisch zu sprechen traut sie sich allerdings noch nicht. Die Familie musste umziehen, da in dem alten, dunklen Schuppen, den sie letztes jahr noch bewohnten, niemand mehr wohnen darf. Für etwas mehr Miete (500THB / ca. 10€) wohnen sie jetzt sehr viel besser.
Das Haus ist heller, freundlicher und sie wohnen hier nicht mit 9 anderen Leuten zusammen. Sie müssen einen Tageslohn, also 200THB, im Monat mehr aufbringen. Nam Fon hat sogar ein eigenes Zimmer. Ungewöhlch. Ihre kleine Schwester schläft mit Mama in einem Raum. Ich freue mich sehr über die neue Situation der Familie und eine selbstbewußte Nam Fon, die ich wieder treffen werde.