Nahrungsmittelspende für 400 Schüler der My Aye Pu Schule in Karen Staat

ein Teil der Spende mit einem Teil der Schüler

Nach meinem Besuch der Flüchtlingslager im Karenni Staat im April habe ich die My Aye Pu Schule im Gebiet der Karen besucht. Wir mußten etwas weiter südlich entlang der Grenze zwischen Burma und Thailand fahren. Plötzlich verlässt unser Fahrer die Strasse und wir rollen einen unauffälligen Feldweg hinab. Am Ende des Weges liegt eine Wolldecke über einem gespannten Stacheldraht und dahinter geht es steil hinab zum Ufer des Moei. Der Moei Fluß bildet die Grenze zwischen beiden Ländern und fliesst hier durch eine wunderschöne Berglandschaft. Am anderen Ufer sehen wir My Aye Pu. Am anderen Ufer herrscht Krieg. Es ist das Land der Karen. Wir winken den Jungs am anderen Ufer und kurz danach bringen sie uns mit einem völlig lecken Stahlrumpfboot auf die andere Seite.

Blick auf My Aye Pu von der Thai-Seite

Wir hören Menschen singen. Ziemlich viele Menschen. Es ist die Kirche. Hier findet gerade ein Gottesdienst statt. So haben wir Zeit uns den Ort in Ruhe zeigen zu lassen. My Aye Pu ist zischen Fluß und einem steil aufragenden Berg quasi eingeklemmt. Der Name des Ortes bezieht sich auf diesen Berg. In der Nähe ist eine Stellung der Karen Armee, KNLA. Soldaten sehen wir hier nicht. Aber die Schüler:innen und ihre Lehrer:innen werden immer wieder aus der Luft angegriffen. Die Mädchen laufen dann an den Fuß des Berges und die Jungen hinunter zum Fluß. Das liegt daran, wo jeweils ihre Schlafbaracken liegen. Also näher zum Berg oder näher zum Fluß. Diese Situation wird regelmässig trainiert.

Die Karen stellen nach den Bama und den Shan die drittgrößte Bevölkerungsgruppe in Burma. Laut Wikipedia gab es die letzte verlässliche Volkszählung 1931. Nach Zahlen von VOA (Voice of America) von 2006 leben ca. 7 Mio. Karen in Burma. In Thailand sind es noch einmal ca. 400.000. Die meisten Karen sind Anhänger des Theravada Buddhismus. Nach der Christianisierung durch europäische Missionar:innen im 19. Jahrhundert sind ca. 15 – 30% Anhänger verschiedener christlicher Kirchen.

die Kinder nehmen ihre Spende entgegen

Seit 1949 führen die KNU (Karen National Union) und die Armee der jeweiligen Zentralregierung in Burma Krieg gegeneinander. Die Karen wollen in einem freien Karen Land , Kawthoolei genannt, leben. Seit den 80ern soll dies kein eigener Staat sein sondern ein Karen Staat innerhalb eines föderalen Burmas. Seit dem Putsch des Militärs im Februar 2021 hat sich die Situation nochmals extrem verschärft. Es herrscht ein offener Krieg im ganzen Land. Die Tadmadaw (Burmas Armee) gegen die eigene Bevölkerung in einem Land mit 135 Ethnien. Es hört sich abgedroschen an, aber Opfer dieser Kriege ist hauptsächlich die Zivilbevölkerung und hier wiederum vor allem Kinder, Frauen und Alte da sie in besonderen Masse hilflos sind. Ihre Dörfer und Felder werden bombardiert. Sie müssen fliehen und werden auch auf der Flucht noch gejagt. Die Männer werden zu Zwangsdiensten für die burmesische Armee verpflichtet und am Ende meist ermordet. Sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder ist Mittel der Kriegführung. Aktuell sind in Burma geschätzt über 3 Mio. Menschen auf der Flucht. Ungefähr 1.200.000 suchen Asyl in Nachbarstaaten und die Dunkelziffer ist wohl doppelt so hoch. In Gebieten, die von der Karen National Liberation Army kontrolliert werden leben ungefähr 120.000 in Lagern. Im benachbarten Thailand sind es zehntausende die teils seit 1984 in Flüchtlingslagern leben. Furchtbare Zahlen.

das Boot wird entladen

Vor einigen Wochen kam nun die Anfrage, ob wir uns beteiligen wollten an einer Nahrungsmittelspende für die 400 Schüler:innen von My Aye Pu. Alle, die hier leben sind direkt vom Krieg betroffen. Ihre Dörfer, Schulen und teilweise auch ihre Familien gibt es nicht mehr. Sie könnten zur Zeit nirgendwohin zurück gehen. Die Karen-Thai-Group hat sich im Auftrag der Mu Se Kee Resource Development Foundation um Sponsoren für eine ca. 3.000€ Nahrungmittelspende gekümmert. Between-borders hat die Hälfte davon gerne übernommen. Es wurden unter anderem 50 Sack Reis gekauft, Salz, Pflanzenöl, Trockennahrung, medizinischer Alkohol, Zwiebeln, Knoblauch, Stärke, Fischsauce uvm. gekauft. Ein kleines Team hat das Ganze dann gekauft, verladen, geliefert und Bericht darüber erstattet.

Zur Feier des Tages wurde zunächst mal ein Festmahl für alle Schüler:innen, Lehrer:innen und das Helferteam gekocht und gemeinsam gegessen.

Ihre und Eure Spende an between-borders macht solche Hilfe möglich. Deshalb helfen Sie uns helfen.

Willkommen in Kaw Too Lei, dem Land der Karen
Marcus Mitwollen
Marcus Mitwollen

Marcus ist seit 2006 im Verein tätig und war schon Mitglied bei 'Helfen ohne Grenzen Deutschland'. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Bremen. Von Beruf ist er Intensiv/Anästhesiepfleger im Schichtbetrieb und Bewegungslehrer. Im Verein ist er fast von Beginn an im Vorstand aktiv. Die thailändisch/burmesische Grenzregion kennt er seit 30 Jahren und spricht leidlich Thai. Ihn hat man am Telefon wenn man between-borders anruft.

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