Hilfe für IDP bei den Karenni

Zunächst möchte ich nochmal den Begriff IDP erklären. Es bedeutet Internally Displaced People und meint damit während eines Kriges innerhalb des eigenen Landes Geflüchtete oder Vertriebene.

Im Februar 2021 hat in Burma das Militär geputscht. Seitdem führt es einen selbst für burmesische Verhältnisse unfassbar grausamen Krieg gegen das eigene Volk. Die Vereinten Nationen schätzen daß in Burma zur Zeit etwa 18,2 Millionen Menschen akut humanitäre Hilfe brauchen. Das ist ungefähr ein Drittel der gesamten Bevölkerung. Im Gegensatz zu den vielen Kriegen, die die Generäle seit Jahrzehnten gegen die Armeen der vielen ethnischen Gruppen führen, die in Burma für Unabhängigkeit oder einfach gegen ihre Unterdrückung kämpfen, geht es jetzt gegen absolut jede Person, die in irgendeiner Form gegen die Diktatur ist, sich je politisch betätigt hat, sich gegen den Kriegsdienst stellt oder auch nur solch eine Person in der Familie hat oder kennt. Es reicht bereits ein falsches Foto oder ein kritischer post auf den sozialen Medien um verhaftet zu werden.

Auf der Flucht vor diesem Apparat haben sich hunderttausende aus den Städten auf den Weg in die unwegsamen Berge und Dschungel gemacht. Hier verstecken sie sich und sind permanent in Bereitschaft weiterziehen zu müssen.

Besonders schlimm geht es den Bewohnern der Dörfer und Kleinen Städte in den Gebieten der nicht burmesischen Ethnien. Sie werden von Bodentruppen gejagt, von Drohnen oder Hubschraubern beschossen oder von Kampfjets bombardiert. Ihre Heimat gibt es häufig nicht mehr. Alles ist niedergebrannt worden und alle Bewohner sind geflohen, verhaftet oder tot.

So machen sie sich auf den Weg. Unterwegs erfahren sie dann auf verschiedenste Weise, wohin sie erstmal gehen, wo sie vorerst unterkommen können. In den Gebieten, unter Kontrolle von EAO (Ethnic Armed Organisations) die gegen die Junta kämpfen, werden große Lager errichtet um die vielen Ankömmlinge unterbringen zu können.

Überall im Dschungel entstehen Lager in einfachster Bauweise

Ich habe versprochen, nicht weiterzugeben, wo und mit wem ich über die Grenze gehen konnte. Wo sich die Lager befinden die ich besuche kann ich zum Schutz der Menschen und des Hilfstemas auch nicht sagen. Es geht den Menschen entlang der Grenze überall gleich. Sie sind gefangen zwischen den Grenzen. Nachts werden sie von Kampfjets beschossen. Purer Terror ist also das, was die Burma Armee im eigenen Land verbreiten will. Und weil die IDP’s unter der Junta nicht sicher sein werden, habe ich alle Gesichter auf meinen Fotos unkenntlich gemacht. Einige Stunden nach unserem Besuch erfahren, wir, das die Jets wieder gekommen sind um Menschen zu töten und zu verletzen. Wir haben am darauf folgenden Tag aber auch erfahren, daß niemand verletzt oder getötet wurde.

Mit einer Gruppe, die mich treffen möchte setze ich mich in Lager 3 zusammen. Sie erzählen, daß noch nie jemand da war, der sie selbst gefragt hat, was sie benötigen. Sie erzählen mir ihre

Fluchtgeschichten. Ich kann die Sinnlosigkeit dieses Elends nicht fassen. Hier bekommen die vielen furchtbaren Schicksale Stimmen und Gesichter. Und umso schwerer kann ich damit umgehen, daß es bei all dem um nichts anderes als die Machtgier einiger weniger kleiner Männer geht die sich für Generäle halten.

Und dann überraschen mich meine Gesprächspartner mit ihren Bitten an mich als Vertreter von Between-Borders. Die Kinder bräuchten Solarlampen um nach Einbruch der Dunkelheit lernen zu können. 3-4 Stunden hält die geladene Batterie in der Lampe vor. Strom gibt es hier keinen.

Kerzen können sie sich nicht leisten und Kerzenlicht würde auch nicht ausreichen um lesen zu können.

Ausserdem erklärt mir ein älterer Herr, bräuchten besonders die Alten Thermoskannen. Darauf wäre ich bei über 40 Grad auch nicht gekommen. Er führt aus, das traditionell alle Erwachsenen und vor allem die Alten jeden Tag und den ganzen Tag über Tee trinken. Sie würden sowieso zu wenig trinken. Aussdem ist abgekochtes Teewasser sauberer, als das Wasser, das sie sonst zu trinken haben. Wenn ich ein Budget von 4.000€ veranschlage und die Kosten einrechne, die anfallen um diesen entlegenen Ort überhaupt zu erreichen, könnten wir für die ca. 350 Haushalte in diesem Camp (es ist eines von 8 in dieser Region) je eine Solarlampe und eine Thermoskanne kaufen. Die Gruppe war sehr zufrieden und dankbar. Nun ist es Zeit unsere mitgebrachten Lebensmittel und Hygienepäckchen zu verteilen. Öl zum Kochen, Reis, Nudeln, Salz, Fischsauce, Dosenfisch, Seife u.v.m. Es ist nicht viel aber ich wollte auf keine Fall mit leeren Händen kommen.

Am Ende entschuldige ich mich dafür, die Menschen hier gestört zu haben und ihnen Fragen gestellt zu haben. Ich sichere ihnen zu, ihre Gesichte nicht zu veröffentlichen. Auch verspreche ich, das ich den Menschen in meiner Heimat von ihnen erzählen werde. Wie immer bin ich von der absoluten Bescheidenheit und Güte der allerärmsten betroffen

Sie können mit einer Spende nicht nur die oben genannten Dinge finanzieren sondern auch dabei helfen, unsere Hilfe für die IDP dieser Region noch auszudehenen. Deshalb unsere Bitte an Sie: Helfen Sie uns helfen. Ihre Spende erreicht zu 100% die Betroffenen. Das garantieren wir.

die einzige Wasserstelle für über 1000 Menschen
Marcus Mitwollen
Marcus Mitwollen

Marcus ist seit 2006 im Verein tätig und war schon Mitglied bei 'Helfen ohne Grenzen Deutschland'. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Bremen. Von Beruf ist er Intensiv/Anästhesiepfleger im Schichtbetrieb und Bewegungslehrer. Im Verein ist er fast von Beginn an im Vorstand aktiv. Die thailändisch/burmesische Grenzregion kennt er seit 30 Jahren und spricht leidlich Thai. Ihn hat man am Telefon wenn man between-borders anruft.

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