Weiter Lager entlang der thailändisch/burmesichen Grenze
Im Mai des vergangenen Jahres hat die neue, die gewählte Regierung ihr Amt angetreten. Die Partei von Aung San Suu Kyi. Wer erwartet hat, das nun der große Frieden im Land ausbrechen würde, hat sich geirrt. Ethnisch begründeter Krieg wird weiterhin geführt, im Norden Burmas. Es ist mehr Militär den je stationiert in den Gebieten, in denen ethnische Nichtburmanen leben. Religiöse und ethnische Konflikte zwingen weiterhin tausende Menschen in die Flucht. Aber auch an eine Repatriierung der vielen tausend Geflüchteten ist so nicht zu denken. Die Menschen haben kein Vertrauen, das die Lebenssituation in ihrer Heimat sicher sein wird, das ihre Kinder normal zur Schule gehen können, das es eine Zukunft auf ihrem Land mit genügend Arbeit geben wird.
Im März diesen Jahres bin ich nach Kengtung im Shan-Staat gefahren. Überall auf dem Weg konnte man Spuren einer forcierten ‚Burmanisierung‘ erkennen. Militärgarnisonen alle paar Kilometer. Die Armee nimmt sich Land und nutzt es für sich. Den Soldaten folgen die Familien. Lehrer und Beamte werden aus Zentralburma geholt. Diese sprechen kein Shan und der Unterricht der eigenen Sprache ist den Shan verboten. Es kommt in großem Ausmaß zu Landraub. Menschen, die seit Generationen ihr Land bewirtschaften, aber kein Landpapier haben, wie es hier auch nicht üblich ist, werden einfach enteignet bzw. ihnen wird mitgeteilt, daß das Land auf dem sie leben und arbeiten, gar nicht ihres sei.
Bauarbeiter sind Burmanen. Auch deren Familien sollen nachkommen. Das kann man ihnen nicht vorwerfen. Aber es wird deutlich, dass kein Interesse an einer Beteiligung der Shan bei der Entwicklung des Shan Staates gewünscht ist und bei Beschäftigung Shan eher benachteiligt werden. In anderen ethnischen Gebieten ist die Situation ähnlich oder schlimmer.
All dies führt dazu, daß es alle Lager auf thailändischer Seite weiterhin gibt und die meisten IDP Camps (Internally Displaced Persons, also ‚im Land Vertriebene Menschen‘) auf burmesicher Seite auch weiterhin existieren.
In vielen Gebieten Burmas sind Menschen auf der Flucht. Besonders die muslimischen Rohingha, die weder Burma noch Bangladesh als zu ihrer Bevölkerung zugehörig anerkennen, werden verfolgt und drangsaliert. Ein radikaler Nationalismus nimmt zu.
Die Karte, die das TBC (Thai Border Consortium) erstellt hat, zeigt uns nur die Situation entlang der thailändisch/burmesischen Grenze. Sie führt genau auf, wie viele Menschen in welchen Provinzen, in welchem Lager leben und welches Geschlecht sie haben. Die unterschiedlichen Zahlen der von UNHCR und TBC registrierten Geflüchteten kommt zustande weil das UNHCR das Lager ‚Koung Jor‘ mit 418 Menschen in Ban Piang Luang, in dem Shan leben die vor Kämpfen auf der burmesichen Seite der Grenze flohen, nicht anerkennt. Ein politisches Zugeständnis an die Behörden in Thailand.