Projektreise – Helfen ohne Grenzen Deutschland 22.08.2011 – 31.08.2011

Von Isabel Schmitt und Sarah Petschow, unseren weltwärts-Freiwilligen

Kong Moong Muang, 23.08.2011

Schule

Das erste Ziel unserer Projektreise war das IDP(Internally Displaced Person) Camp Kong Moong Muang, welches in unmittelbarer Nähe zur thailändischen Grenze gelegen ist.
Hier leben 75 Schüler die die Schule, welche sich direkt auf dem Gelände befindet, besuchen. Auf unserer Besichtigungsrunde durch das Camp wurde uns vom Schulleiter Sai Harn Aung gezeigt, wo diese Kinder essen, lernen und zum Teil auch schlafen.
Denn unter diesen 75 Schülern gibt es 28 Kinder (9 Mädchen und 19 Jungen), die aus verschiedensten Gründen nicht bei ihren Eltern leben können und deshalb in einem Waisenheim/Wohnheim untergebracht sind. Ein neues Wohnheim für Jungs und eines für Mädchen wurden von Helfen ohne Grenzen Deutschland finanziert. So können Jungen und Mädchen in getrennten Gebäuden untergebracht werden. Ebenfalls wurde die Küche und Kantine und das Lehrerbüro von Helfen ohne Grenzen Deutschland erstellt.
Durch diese große Anzahl von Schülern im Verhältnis zum zur Verfügung stehendem Platz, gibt es nicht genug Unterrichtsraum für alle. Deshalb findet für einige Klassen der Unterricht zwangsläufig in den Schlaf- und Speiseräumen statt. Durch eine Kooperation von Hope 4 the World (England) und Helfen ohne Grenzen Deutschland wird derzeit ein neues Schulgebäude gebaut.
Leider gab es im Zuge dieses Projektes Probleme mit den thailändischen Behörden, weswegen der Bau für über 3 Monate gestoppt werden musste, weil keine  Baumaterialien von Thailand über die Grenze gebracht werden durften. Des weiteren zahlt Helfen ohne Grenzen Deutschland die Gehälter für die  8 Lehrer und alle Mahlzeiten für die Waisen und das Mittagessen für alle Schüler, ebenso den gesamten Schulbedarf aller Kinder.
Reis und Salz für das gesamte Camp wird von TBBC (Thai-Burma-Border-Consortium) zur Verfügung gestellt und DBC (Danish Burma Comitee) unterstützt die Klinik, die sich auch auf dem Campgelände befindet.

Piang Luang, 25.08.2011

Kindergarten Ho Nam

Am Morgen besuchten wir den Kindergarten Ho Nam in Piang Luang. Gemanagt wird das Projekt von Helfen ohne Grenzen Deutschland’s langjähriger Partnerorganisation SWAN (Shan Women Action Network) . Helfen ohne Grenzen Deutschland unterstützt das Projekt durch den Bau des Gebäudes, Schul- und Lehrmaterialien, Gehälter und das Mittagessen der Kinder.
2000 wurde der Kindergarten nahe der Grenze gegründet. Wegen Kämpfen dort, wurde dann 2007 ein neues Gebäude nahe Piang Luang gebaut.
Insgesamt wird der Kindergarten von zwölf Jungs und acht Mädchen im Alter von 5-12 Jahren besucht. Die Kinder leben vor allem in den Ortschaften um den Kindergarten, einige kommen jedoch auch vom „benachbarten“ IDP Camp.
Unterrichtet werden die Kleinen von den zwei Lehrerinnen Nang Seng Mann und Nang Kahn Sa in Mathe, English, Thai und Shan.

Prothesenwerkstatt

Helfen ohne Grenzen Deutschland unterstützt die Werkstatt in Piang Luang vor allem durch Maschinen, Geräte und die Ausrüstung, die Sai Kham Thuen und Sai Sawr für die Herstellung der etwa 50-60 Prothesen im Jahr benötigen. Projektpartner ist CPI (Clear Path International), welche die laufenden Kosten wie Material für die Prothesen und das Gehalt der beiden Männer übernehmen.
Die Familien der Mienenopfer können von CPI auch ein Niedrigzins-Darlehen bekommen. Das ermöglicht ihnen ein zusätzliches Einkommen, zum Beispiel wie Sai Kham Thuens Frau, die sich eine Näherei aufbauen konnte.
Kooperiert wird mit der Mae Tao Clinic in Mae Sot. Zum Teil kommt das Material von dort. Die Fußteile für die Prothesen, die beide Werkstätten benutzen, kommen aus Kambodscha, weil sie dort günstiger sind als in Thailand.
In der Werkstatt haben wir uns den Produktionsschritt einer Fußprothese angeschaut und viel über das Projekt erfahren.

Khong Jor Refugee Camp

Am Nachmittag besuchten wir das Khong Jor Refugee Camp. Helfen ohne Grenzen Deutschland baute dort 2007 ein Waisenhaus und finanzierte die 60 Kinder für zwei Jahre, bevor ein anderer Sponsor gefunden wurde. Deshalb gehört Khong Jor nun nicht mehr zu den Projekten von Helfen ohne Grenzen Deutschland.
2002 wurde das Flüchtlingslager, in dem etwa 500 Menschen wohnen, gegründet, erklärte uns das Lageroberhaupt Sai Leng.
Die Kinder des Dorfes besuchen eine Shanschule außerhalb des Camps, die älteren Schüler besuchen eine Thaischule. Am Abend finden ergänzend noch Sprachkurse im Camp statt.
Auch wenn es den Menschen offiziell nicht erlaubt ist, das Camp zu verlassen, stellt das dort keine Schwierigkeiten dar. Die meisten Bewohner arbeiten außerhalb des Dorfes und haben somit ein kleines Einkommen.
Während unseres Besuches besichtigten wir den Tempel, das Wohnheim, in dem zehn Mädchen und neun Jungen wohnen und kunterbunt eingerichtet ist, die sehr gut ausgestattet Klinik die von SWAN und AIME unterstützt wird und die Weberei, wo Shan Frauen Souvenirs herstellen, die dann unter anderem in Chiang Mai auf den Märkten und in Geschäften verkauft werden. Vielfach können die Flüchtlingsfamilien sogar elektrisches Licht aus Photovoltaik nutzen, ein wichtiger Aspekt um die Brandgefahr durch Kerzen bei den eng aufeinander stehenden Bambushütten zu reduzieren.
Reis und Salz bekommen die Flüchtlinge von TBBC gestellt. Für die anderen Nahrungsmittel müssen sie selbst sorgen.

Bildergalerie (Picasa): https://picasaweb.google.com/116384590405060936002/CampKongJor

HIV Projekt / Förderprogramm für HIV infizierte Schulkinder

In einer betroffenen Familie trafen wir Nang Moh Nguen Horm, eine Angestellte unseres Projektpartners SWAN. Sie ist die Leiterin des Projektes.
Dies wurde 1996 gegründet. Ingesamt werden 107 HIV Betroffene davon 59 Schulkinder, aus verschiedensten ethnischen Gruppen von der thai- und burmesischen Seite der Grenze, unterstützt. SWANs Tätigkeitsbereich umfasst die Sozialarbeit in den Familien der infizierten Kinder. Helfen ohne Grenzen Deutschland übernimmt vor allem die Schulkosten, zum Beispiel Schulgebühr, Schuluniform, Schulmaterial, Computertraining und Transport von und zu den Schulen, welche zwischen 2000 und 3000 Thai-Baht im Jahr für jedes der Kinder betragen.
Das thailändische Krankenhaus übernimmt die Kosten für die Medikamente der Patienten, die aus drei Unterbezirken und insgesamt 25 verschiedenen Dörfern kommen.
Wir besuchten zwei Familien, in denen die Kinder, ein Mädchen, 13 Jahre, und ein Junge 9 Jahre alt, beide bei ihren Großeltern lebten, da die Eltern an Aids gestorben sind. Von Nang Moh Nguen Horm erfuhren wir vieles über das Projekt. Sie erklärte uns, dass die Kinder meist bei ihren Angehörigen, vor allem den Großeltern, leben, da die Eltern häufig schon verstorben sind.
Probleme gibt es hierbei manchmal, weil die Angehörigen den Kindern die Medikamente nicht immer regelmäßig verabreichen (sie müssen mehrmals am Tag zu einer genau festgelegten Uhrzeit eingenommen werden), da sie oft schon sehr alt und zum Teil ungebildet sind.
Einmal im Monat findet ein Treffen im Krankenhaus statt, bei welchem die Kinder untersucht werden und die Medikamente ausgeteilt werden. Es findet auch eine Art Selbsthilfegruppe statt, wo sich die Kinder und deren Angehörige austauschen können.
Meistens besuchen die Kinder eine Thaischule wo sie, wie wir erfuhren, gut integriert sind und akzeptiert werden. Nang Moh Nguen Horm von SWAN leistet sehr gute Arbeit und kümmert sich liebevoll um die Kinder.

Bildergalerie (Picasa): https://picasaweb.google.com/116384590405060936002/HIVProjekt

Loi Sam Sip, 26.08.2011

Schule

Loi Saam Sip war das entlegendste und ärmste IDP Camp welches wir besucht haben.
Der Schulleiter Sai Noom klärte uns über die recht schwierige Situation des Lagers auf.
Für die insgesamt 40 Schüler ist das alte Schulgebäude unzureichend, weil es zum einem beengt, dunkel und sich außerdem in einem schlechten Zustand befindet.
Ein anderes gravierendes Problem ist der unklare Grenzverlauf. Es ist möglich, dass sich das Schulgebäude noch auf der thailändischen Seite der Grenze befindet, was erhebliche Probleme mit sich bringen könnte. Aus diesen Gründen würde der Schulleiter gerne ein neues Schulgebäude errichten lassen.
Unter den 40 Schülern befinden sich 30 Waisen. Gerade erst wurde ein von Helfen ohne Grenzen Deutschland finanziertes, neues Wohnheim für 12 Waisenmädchen errichtet. Dies war dringend nötig, weil es in dieser Region im Winter bitter kalt werden kann und das alte Dormitory sich in einem schlechtem Zustand befand. In diesem neuen Gebäude ist auch Platz für die 4 Lehrer, die an der Schule unterrichten.
Helfen ohne Grenzen Deutschland bietet in diesem Camp seit diesem Jahr die gleiche Unterstützung wie Kong Moong Muang. Das heißt das alle Mahlzeiten der Waisen und das Frühstück der anderen Schüler bezahlt werden. Des weiteren finanziert es die Instandhaltung der Schulgebäude und die Gehälter der Lehrer. Auch hier kommt TBBC für Reis und Salz auf.

Bildergalerie (Picasa): https://picasaweb.google.com/116384590405060936002/CampLoiSamSip

Loi Kaw Wan, 27.-29.08.11

Kindergarten

Loi Kaw Wan ist ein IDP Camp in der Nähe von Mae Sai, insgesamt leben dort etwa 2700 Menschen in 10 Sektionen, vor allem Shan. Der Direktor der dortigen Grund- und Mittelschule Sai Tham Khur hat uns herzlich empfangen, sowie auch ein Gremium des Dorfrates.
33 Lehrer unterrichten die insgesamt 214 Kinder, von der ersten bis zur neunten Klasse. Anschließend können einige wenige die weiterführende Shanschule, die SSSNY, in Chiang Mai besuchen. Die Neuntklässler werden in einem Abendkurs unterrichtet. 65 Schüler leben im Wohnheim bzw. Waisenheim, zum Beispiel wenn die Eltern in unsicherem Gebiet in Burma leben oder in Thailand arbeiten müssen. Der abwechslungsreiche Stundenplan umfasst Shan, Englisch, Thai, Chinesisch, Mathe, Erdkunde, Shan Geschichte, Wissenschaften, Kunst, Technologie, Musik, Nähen, Sport und der Anbau von Pflanzen, u.a. auch die Anlage und Betreuung einer Teeplantage für die Schüler.
Ab 2005 wurde der Kindergarten mit damals 91 Kindern von Helfen ohne Grenzen Deutschland unterstützt. Nun werden die inzwischen nur noch 31 vorhandenen drei bis fünf Jahre alten Kinder von fünf Lehrerinnen betreut und in Shan, Englisch und Thai unterrichtet. Außerdem wird auch das Schulprojekt Teeanbau von Helfen ohne Grenzen Deutschland unterstützt. Der Tee wird von den Schülern gepflanzt, versorgt und geerntet und kann dann verkauft werden. Die Einnahmen sollen der Schule zu Gute kommen.
Am nächsten Tag wurde uns von Sai Bee Dta das Krankenhaus gezeigt, welches von einer kanadischen NGO unterstützt wird, die einmal im Jahr Freiwillige schickt um die Mitarbeiter dort weiter zu bilden. Helfen ohne Grenzen Deutschland übernahm die Einrichtung des Hospitals. Vor allem werden Atemwegserkrankungen wie Tuberkulose, aber auch Malaria, etc. behandelt. Es umfasst einen großen Krankensaal mit Platz für 25-50 Patienten, verschiedene Behandlungsräume, eine Ambulanz, ein Labor und einen Kreissaal. Für fünf Jahre in Reihe wurden dort von Dr. Htun (Beisitzer im Vorstand von Helfen ohne Grenzen Deutschland) jeweils 20 junge Menschen zu Sanitätern ausgebildet. Auch heute noch ist Dr. Htun, der selbst Shan ist, und den wir tags darauf dann in Mae Sai trafen, dort tätig.

Alles in allem war unser Aufenthalt in Loi Kaw Wan sehr angenehm. Die Menschen waren sehr aufgeschlossen. Wir wurden herzlich empfangen und wir möchten uns hier noch einmal für die große Gastfreundschaft bedanken. Vielleicht lag dies auch an dem Fest, das gerade an diesem Wochenende dort oben stattfand. Mit diesem Fest, wurde die Halbzeit des buddhistischen Kalenderjahres (Buddhist Lent) begangen, und mit vielen Gästen gefeiert. Während die Männer wild trommelten wurden traditionelle Tänze und Lieder aufgeführt. Die „Schulband“ sorgte für die Unterhaltung und es gab leckeres Essen.
Am Sonntagmorgen fand eine große Zeremonie im Tempel des Lagers statt. Die Festlichkeiten gingen das ganze Wochenende hindurch, was zur Folge hatte, dass am Montag keine Schüler in der Schule waren, weil alle mit Aufräumarbeiten beschäftigt waren Den etwa sechs anwesenden Kindergartenkindern haben wir mitgebrachte Spielsachen und Kekse ausgehändigt und dann stand auch schon die Weitereise nach Mae Sai an.

Bildergalerie (Picasa): https://picasaweb.google.com/116384590405060936002/CampLoiKhawWan

Besuch bei DEPDC, Mae Sai, 30.08.2011

Das letzte Ziel unserer Projektreise war der Besuch bei der Organisation DEPDC (Development and Education Programme for Daughters and Communities Centre).

Diese Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt, präventiv dem Menschenhandel entgegen zu wirken. Durch bessere Bildung, gestärkte soziale Netzwerke und durch Erhöhung der Achtsamkeit der Bevölkerung soll dies realisiert werden. Um dieses Ziel zu erreichen hat DEPDC zahlreiche laufende Projekte die viele Aspekte dieses Problems abdecken (Halbtagsschule, Schutzprogramm…)
Um besonders die jüngere Generation zu erreichen und für diese Themen zu sensibilisieren wurden Projekte wie MYN (Mekong Youth Net) oder ein Radiosender eingerichtet.
Helfen ohne Grenzen Deutschland hofft, in Zukunft enger mit dieser Organisation zusammenarbeiten zu können.

Bildergalerie (Picasa): https://picasaweb.google.com/116384590405060936002/DEPDC

Karl Förster

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