Projektreise 2017 / Kleiderspende für Loi Tai Laeng

ein Ort im Nirgendwo

05.Feb. 2017

Wir werden erwartet. Schule Loi Tai Laeng

In den Shan Bergen kann es sehr kalt werden. In der kalten Jahreszeit, November – Februar wird es besondes nach Sonnenuntergang empfindlich kalt. Dies kann durchaus mal um die 0°C  bedeuten. Warme Kleidung, Unterwäsche und Decken sind jetzt besonders wichtig. Wir kommen mit einer großen Kleider- und Essensspende und werden bereits erwartet. Auf dem Schulgelände haben die Schüler/innen die im Wohnheim leben, also nicht bei einer Familie, schon Aufstellung genommen. Sieht immer recht militärisch aus, wie sie so dastehen, die Beine breit, die Arme hinterm Rücken verschränkt. Es wird langsam erbärmlich kalt und es riecht bereits nach dem Essen, das in der Schulkantine gekocht wird. Aber wir sollten nun zuerst unsere

unsere Spende

Kleiderspende verteilen. Verschiedene Kleidergrößen sind das Problem. Achten wir bei der Verteilung nicht auf die Zuteilung der Größen, gäbe es ein heilloses Durcheinander.

Wir beeilen uns und ich bitte alle mitzumachen. Alle frieren und haben Kohldampf. Zunächst soll nur ich, als Vertreter der Spendenorganisation alles verteilen. Aber das passt mir gar nicht und würde ewig dauern. Ich fühle mich nicht wohl in dieser Rolle und erreiche bald, daß alle aus dem Team mitmachen. Endlich haben alle ihr Päckchen und nun geht es für die Kids und, Gott sei Dank auch für uns, in die Kantine zum Candlelightdinner. Es ist mittlerweile dunkel geworden und es brennen Kerzen auf den Tischen. Strom gibt es jetzt nicht. Aber so ist es doch auch sehr gemütlich und im Schutz der Dunkelheit grinsen mich die Kids nun auch mal verschmitzt (und satt) an. Schön!

es wird langsam kalt
Größen sortieren
Patient im Loi Tai Laeng Krankenhaus
endlich gibt es Essen

Mit unserenFreunden von SWAN und dem unvergleichlichen Fahrer, Maeo (die Katze) fahren wir am 05. Februar vom hohen Norden Thailands aus der Provinz Pang Ma Pha über die Grenze in den Ort Loi Tai Leang. Immer wieder kaum zu glauben, daß irgendein Fahrzeug diese Strecke bewältigen kann. Unser Pick Up leidet. Immer mal wieder bleibt er stehen und der Arbeitsgang läßt sich nicht einlegen ohne, daß das Fahrzeug wieder zurückrollt. Ich springe dann schnell heraus, suche mir einen dicken Stein und lege ihn hinter ein Rad, damit Maeo runterschalten kann. Die völlig ausgewaschene staubige Piste wird immer steiler und enger. Irgendwann dann der erlösende Schlagbaum. Wir überqueren  die Grenze zwischen Thailand und Burmas Shan-Staat.

Loi Tai Laeng ist eine Insel. Danach kommt nichts mehr. Sicher ist es in den Bergen um Loi Tai Laeng nicht für die Menschen.  Die Shan State Armee hat das NCA (National Ceasefireagreement) unterschrieben. Ein Waffenstillstandsabkommen mit der burmesischen Regierung. Dieses hält zwar weitgehend, es kommt aber immer wieder zu Zwischenfällen. Besonders im Norden des Shan-Staates wird gekämpft und aktuell sind wieder zehntausende auf der Flucht an die chinesische Grenze.

Loi Tai Laeng hat sich herausgeputzt. Am 07 Februar wird der Shan National Day gefeiert. Vor 70 Jahren, auf der Konferenz von Panglong wurde den Shan nationale Autonomie versprochen. Dieses Versprechen wurde nie eingehalten. Seine Erfüllung wird von den Shan eingefordert. Zumal auch die burmesische Regierung den Jahrestag feiert. Dies ist aber wohl mehr als Folkloreveranstaltung zu verstehen.

wenn die Kleine einen morgens weckt, kann nichts mehr passieren

Wir sind bei einer Familie einquartiert, deren Kindern beim Spielen zuzuschauen mein liebster Zeitvertreib ist, wenn ich mir nicht gerade die von der Thailife Foundation gestiftete Bibliothek oder das Krankenhaus anschaue. Überhaupt ist Loi Tai Laeng ein überaus interessanter Ort. Cirka 2500 Menschen leben hier. Güter werden hauptsächlich aus dem benachbarten Thailand aber auch aus dem recht weit entfernten China und aus Burma selbst hierher geschafft. So ist das Angebot in den kleinen Läden ein sehr buntes. Auch die Menschen sind eine bunte Mischung aus Shan, Lahu, Bergchinesen, Lisu, Akha und Pao.

Eingang zu Erdbunker

Es gibt keine staatliche Struktur und so sind Schule und Krankenhaus auf Spenden angewiesen. Es gibt immer mal wieder Freiwillige aus Thailand, Burma oder dem Westen, die hier Unterricht geben. Heute scheinen sie alle hier zu sein. Überall werden kleine Zelte aufgestellt und auch ich entscheide mich nach der ersten Nacht in einer Holzhütte, in ein Zelt umzuziehen. Meine Mitbewohner haben am Feuer bis ca. 3:00 durchgehalten nur um gegen 6:00 wieder aufzustehen und mit Musik und viel Herumgerenne, den Tag zu beginnen. Das Zelt war zwar zu kurz und meine Füße schauen zum Eingang raus aber erheblich ruhiger. Es werden turbulente Tage hier. Viele Begegnungen mit neuen und alten Freunden sollen auf mich zukommen. Während der Feierlichkeiten ist die Bevölkerung auf mehrere Tausend angeschwollen. Und trotzdem fühle ich mich hier sehr, sehr weit weg. Kein Telefon oder Internet, nur manchmal Strom und hunderte Kilometer Berge und Wald. Nur die Menschen hier lassen mich ein kleines zu Hause weit weg von zu Haus finden.

alle helfen mit
SWAN Teamzelt
Besuch der Bibliothek (Spende der Thailife Foundation unseres Freundes, Gründers und jetzt Mitglieds Hans Günther Pohl)
Ich entdecke ein Bild des Shan Prinzen Sao Kya Seng, Mann von Inge Sargent. Er ist 1962 von den Militärs ermordet wurden
Lehrer und Krankenschwestern
Marcus Mitwollen
Marcus Mitwollen

Marcus ist seit 2006 im Verein tätig und war schon Mitglied bei 'Helfen ohne Grenzen Deutschland'. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Bremen. Von Beruf ist er Intensiv/Anästhesiepfleger im Schichtbetrieb und Bewegungslehrer. Im Verein ist er fast von Beginn an im Vorstand aktiv. Die thailändisch/burmesische Grenzregion kennt er seit 30 Jahren und spricht leidlich Thai. Ihn hat man am Telefon wenn man between-borders anruft.

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