Projektbesuche 2015 / Tag: 16.05.
Und endlich verlassen wir die Stadt. Ein Freund hat uns seinen Wagen geliehen. Einen Wagen zu mieten wäre ein Problem da der Mann mit dem Führerschein unser burmesischer Freund vor Ort ist. Der ist aber eben kein Thai. Es besteht nun die Gefahr, dass die Autovermietung uns über ein GPS orten kann, sollte sie dem burmesischen Mieter des Wagens nicht trauen. Grund ist, das immer wieder Drogenschmuggler mit Mietwagen über die Grenze fahren und mit Drogen, meist den sogenannten Yaa Baa Pillen, zurück nach Thailand kommen. Da wir uns mit dem Auto sehr oft quasi genau auf der Grenze bewegen müssten und ein GPS gar nicht so genau feststellen kann auf welcher Seite wir sind, bestünde die Gefahr, dass der Vermieter die Polizei informiert und die unser Gefährt dann an einem der vielen Checkpoints auseinandernimmt. Auch wenn sie am Ende nichts finden würden, wären wir etlichen Fragen zu unserer Tätigkeit an der Grenze ausgesetzt. Letztlich begehen wir ja jedes Mal, wenn wir in den Shan-Staat gehen, einen illegalen Grenzübertritt. Und vor Allem unser Begleiter, mit seinem Studentenvisum kann sicher gut auf die Erfahrung verzichten von der königlich thailändischen Polizei verhört zu werden.
Unser Ziel ist Ban Thoed Tai in Thailands hohem Norden das früher Ban Hin Taek hiess. Der Ort hat eine fragwürdige Berühmtheit dadurch erlangt hat, daß er über Jahre das Hauptquartier des berüchtigten charismatischen Khun Sa war. Er war besonders in der Zeit zwischen 1974 und 1982 ein extrem erfolgreicher Drogenhändler, der eine eigene Armee unterhielt, sich selbst aber eher als Freiheitskämpfer sah. Mit seiner SUA (Shan United Army) war er bis 1995 aktiv und lieferte ca. 70% des Heroins, das allein in den USA verbraucht wurde. Er brachte den Shan eine Reputation als Drogenhändler ein, unter der sie auch heute noch leiden. Das große Geschäft machen andere wie die Wa oder die Kokang Chinesen. Allerdings sind diese im Shan Staat aktiv.
Wir fahren nach Ban Thoed Tai weil wir den Kindergarten in Loi Kaw Wan besuchen wollen. Loi Kaw Wan liegt auf der anderen Seite der Grenze und ist der Ort in dem wir, noch als ‚Helfen ohne Grenzen‘, seit 2005 verschiedene Projekte betrieben und unterstützt haben und mit dem uns neben dem Kindergarten auch noch viele persönliche Freunschaften verbinden. Da Wochenende ist, ist der Kindergarten geschlossen und wir verbringen zwei Tage mit Besuchen bei Freunden und lassen die ganz besondere Atmosphäre diese Ortes auf uns wirken.
Von den Akha zu Beginn des vergangenen Jarhunderts gegründet, als dies aus Burma in Thailand einwanderten, kommen hier nun viele ethnische Gruppen zusammen. Der Ort hat auch eine starke chinesische Prägung. Nur Thais sind hier in der absoluten Minderheit. Und große, blasse Langnasen oder wie wir hier genannt werden, Farang. Wir werden überall freundlich begrüßt und immer mal wieder in erstaunlich gutem englisch gefragt, wo wir herkommen. Funktionsträger der auf der burmesischen Seite aktiven Shan State Army, die häufiger Kontakt zu Ausländern haben leben hier völlig selbstverständlich.
Nur was das Essen angeht sind wir, zumindest am Abend, auf das einzige gute Restaurant hier angewiesen, das chinesiche Ting Ting.