Neuer Bericht zu sexueller Gewalt als Waffe in Burma

Vor vielen Jahren, damals waren wir noch ‚Helfen ohne Grenzen e.V., konnten Sie auf unserer Webseite einen Bericht lesen, der sich mit dem systhematischen Einsatz sexueller Gewalt gegen Mädchen und Frauen, als Mittel der Repression in Burmas Shan-Staat beschäftigte.

Vergewaltigung als Mittel der Kriegsführung

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Hseng Noung beim Burma Tag in Bozen 2006

Dieser Bericht, ‚License to rape‘ (Lizenz zum Vergewaltigen), wurde von unserer Freundin Hseng Noung  unter erheblicher Gefahr im Shan-Staat erstellt. Sie führte anhand von 173 Vorfällen, die sich zwischen 1996 und 2001 ereigneten, in Interviews mit den Betroffenen akribisch auf, was ihnen wo unter welchen Umständen angetan wurde. Zum ersten Mal enstand so ein Zeugnis der perversen Doktrin, die diesen Gewalttaten zu Grunde lag. Sexuelle Gewalt als Mittel der Kriegsführung. Vergewaltigung als Instrument ‚ethnischer Säuberung‘ und Einschüchterung. Die Thadmadaw (burmesische Armee) handelte hier unter Straffreiheit. Es gab sogar Kopfgeld für jeden Soldaten, der eine Shanfrau schwängerte und so das Shanblut mit burmesischem Blut verdünnte.

Jetzt alles in Ordnung?

Unbenannt
der Report in deutscher Übersetzung

license-to-rape_in_german2010 änderte sich in Burma das politische System. Es gab Wahlen. Die Militärjunta wurde durch eine zivile Regierung ersetzt, weitgehend dieselben Gestalten, nur ohne Uniform. Aung San Suu Kuyi wurde aus ihrem Hausarrest freigelassen und alle Welt rieb sich die Augen. Es wurden Waffenstillstandsvereinbarungen mit einigen der vielen Rebellenarmeen der verschiedenen ethnischen Gruppen geschlossen. Der Tourismus begann plötzlich zu boomen und in unseren Medien erschien uns ein Burma wie aus dem Bilderbuch .

Das Land der goldenen Pagoden.  Also alles in Ordnung jetzt? Nach über 50 Jahren Krieg und Unterdrückung?

Uns ist es ein Anliegen, Ihnen Informationen zugänglich zu machen, die nicht primär dazu dienen, Burma als Wirtschaftswunderland und Touristenparadies zu präsentieren. Im Gegenteil. An der Situation in den riesigen Gebieten, in denen Nichtburmesen leben (Burma ist ein ethnischer Flickenteppich mit 132 verschiedenen Volksgruppen), hat sich nicht nur wenig bis nichts geändert. Es ist oftmals noch schlimmer geworden. Die burmesische Armee handelt dort fast autark und darf weiter strafffrei töten und vergewaltigen. Mit den Rohingha, lebt in Burma die laut U.N.H.C.R.(Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen)  am weltweit stärksten verfolgte Minderheit.

Nach der Veröffentlichung von ‚Licence to rape‘ war die Organisation SWAN (Shan Womens Action Network) erheblichen Schikanen durch die thailändische Regierung ausgesetzt. Das sich Migrantinnen in Thailand klar politisch betätigen, ist nicht erwünscht.

Auch 2014 alles beim Alten

child labor 061Im Januar 2014 veröffentlichte die Burma Womens League den aktuellen Bericht : ‚Same Impunity, Same Patterns‘. Hier wird nun endgültig klar, das sich an dem System strafffreier sexueller Gewalt durch die burmesische Armee als Mittel der Unterdrückung, nichts geändert hat. Im Jahr 4 nach der vermeintlichen Öffnung des Landes müssen wir lernen, das mit ‚Öffnung‘ weder die burmesichen Armee gemeint war, noch die nicht burmesichen Ethnien.

Leider ist der Bericht in englisch verfasst. Wir haben die ausdrückliche Erlaubnis der ‚Burma Womens League‘ ihnen diesen Bericht direkt auf unserer Webseite zur Verfügung  zu stellen.

Download

Hier finden Sie den Bericht ‚Same Impunity, Same Patterns‘:
SameImpunitySamePattern_English-final

Marcus Mitwollen
Marcus Mitwollen

Marcus ist seit 2006 im Verein tätig und war schon Mitglied bei 'Helfen ohne Grenzen Deutschland'. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Bremen. Von Beruf ist er Intensiv/Anästhesiepfleger im Schichtbetrieb und Bewegungslehrer. Im Verein ist er fast von Beginn an im Vorstand aktiv. Die thailändisch/burmesische Grenzregion kennt er seit 30 Jahren und spricht leidlich Thai. Ihn hat man am Telefon wenn man between-borders anruft.

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