Neighborhood Clinic im Shan Staat beginnt Arbeit

Metta‘, ist ein Wort aus dem Sanskrit. Es bedeutet Liebe, Güte, Freundlichkeit und ist eines von 40 von Buddha Siddharta Gautama gelehrten Meditationsobjekten.

Es beschreibt den Antrieb der zu dem Projekt führt, von dem ich ihnen berichten möchte. Die Personen um die es hier geht möchten nicht mit Namen genannt oder mit Fotos abgebildet werden.

Im April dieses Jahres erreichte mich die E-mail einer unserer ehemaligen Stipendiatinnen (ich nenne sie in diesem Bericht Ying). Sie teilte mir mit, daß sie mit einer Freundin im südlichen Shan-Staat eine kleine Gesundheitsstation betreiben wolle. Der Plan der beiden ist in vielen Jahren Arbeit in verschiedenen Bangkoker Krankenhäusern immer konkreter geworden. Between-Borders (früher Helfen ohne Grenzen Deutschland) zahlte in den Jahren 2011 – 2014 ein Stipendium für ein Nurse Science Studium an der Assumption Universität, welches Ying mit dem Bachelor Degree erfolgreich beendete.

Ich habe auf all meinen Projekreisen immer einen Besuch bei Ying eingeplant und so ist eine langjährige Freundschaft entstanden. In Bangkok schien sie mir immer ein wenig unglücklich. Sie erzählte mir schon vor Jahren von ihrem Traum, in ihrer Heimat, dem östlichen Shan-Staat eine kleine Gesundheitsstation zu betreiben. Ich fand diese Idee immer toll. Vor allem die Vorstellung, daß hier jemand etwas zurückgeben will und sich so ein Kreis schliesst, gefällt mir.

Nun ist es soweit. Es kommt die Anfrage an between-borders, dieses Klinikprojekt mit Geld zu unterstützen. Benötigt wird Geld für den Bau, die Ausstattung, Möblierung, medizinisches Equipement und Medikamente. Ende Juli soll es losgehen.

Die zunächst recht hohen Kosten für den Bau konnten massiv reduziert werden, da ein Großteil in Eigenleistung von den Bewohnern aus den 10 umliegenden Dörfern, geleistet wird. Die Klinik wird auf dem Gelände eines Tempels errichtet und der Abt mit seinen Mönchen unterstützt das Projekt nach Kräften. Dieser Abt ist ein alter Bekannter von mir. Vor ein paar Jahren habe ich ihn im Shan-Staat besucht. Er hatte mir sein geplantes Schulbauprojekt vorgestellt. Und genau hier soll die Neighborhood Clinic entstehen. Die Schule wurde ebenso, also in Eigenleistung von den Menschen der Region gebaut. Alle sind eingebunden und so ist es umso mehr ‚ihre Schule‘ bzw. ‚ihre Klinik‘.

die Mönche helfen beim Bau mit

Warum eine Gesundheitsstation hier so viel wert hat:

Die Neighborhood Clinic befindet sich im südlichen Shan Staat. In der Region leben neben der zahlenmäßig dominanten Shan Bevölkerung auch Wa, Akkha, Yao, Chinesen oder z.B. Lisu. Gesprochen wird hauptsächich Shan. Eine stetige ‚Burmanisierung‘ des Shan-Staates ist gewollte und geförderte Politik der Zentralregierung in Naypidaw. Das heißt, an den Schulen werden burmesische Lehrer eingestellt und es darf kein Shan mehr gesprochen werden. In den Behörden arbeiten größtenteils Burmesen und es wird burmesisch gesprochen. Die lokale Bevölkerung wird häufig behandelt, wie Menschen zweiter Klasse. Der Zuzug von Arbeitern aus Zentralburma und der Nachzug von deren Familien wird mit Bonuszahlugen gefördert. Ausserdem kontrolliert die burmesische Armee große Teile des Shan-Staates und drangsaliert die Bevölkerung. Im Krankenhaus der nächsten größeren Stadt werden Shan von oben herab behandelt und die meisten Schwestern und Ärzte sprechen nur burmesisch, was besonders die älteren Shan weder sprechen noch verstehen können. Sie haben Angst dort hin zu gehen und können sich evtl. Medikamente oder Behandlungskosten nicht leisten. Das Einzugsgebiet der Neighborhood-Clinic umfasst zehn Dörfer, ca. 2000 potentielle Patienten. Alles arme Dorfbevölkerung.

ein typisches Shan Dorf im Einzugsgebiet der Clinic

Armut, von uns Westlern oft romantisch verklärt

Im between-borders Team haben wir beschlossen, die Anschubfinanzierung für die Neighborhood Clinic zu leisten. Ying reist mit ihrer Freundin nun in den Shan Staat. Sie werden sich und ihr Projekt den Menschen vor Ort vorstellen obwohl Ying von hier stammt.

Mir hat Ying geschrieben, daß die vielen lachenden und dankbaren Gesichter an diesen ersten Tagen, sich in ihr Gedächtnis eingraben werden.

Daumen hoch für die Neighborhood Clinic

Es waren ca. 200 Menschen am ersten Tag da. Alle wurden kurz untersucht. In der ersten Zeit werden die zwei Krankenschwestern Seminare und Workshops zu verschiedenen Themen geben. Parallel wird die Clinic gebaut. Im Januar 2020 werde ich die Neighborhood Clinic besuchen und Ihnen aus erster Hand berichten können aus einer der am schwersten zugänglichen Regionen Burmas, dem östlichen Shan-Staat. Wir wünschen dem Neighborhood Team viel Erfolg aber nicht ohne Sie, liebe Unterstützer um Spenden für dieses großartige neue Projekt zu bitten.

Rohbau der Neighborhood Klinik
Alles in Eigenleistung
Marcus Mitwollen
Marcus Mitwollen

Marcus ist seit 2006 im Verein tätig und war schon Mitglied bei 'Helfen ohne Grenzen Deutschland'. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Bremen. Von Beruf ist er Intensiv/Anästhesiepfleger im Schichtbetrieb und Bewegungslehrer. Im Verein ist er fast von Beginn an im Vorstand aktiv. Die thailändisch/burmesische Grenzregion kennt er seit 30 Jahren und spricht leidlich Thai. Ihn hat man am Telefon wenn man between-borders anruft.

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