Chiang Mai – Bangkok
(Moan Kaein, ich, Hseng Noung, Charm Hom u. Mon Hom an Tisch 9)
Bangkok, 18.11.2013
Am 15. 11. zurück in Chiang Mai, nach elend langer Fahrt in einem sogenannten V.I.P.-Bus. Das steht glaube ich für : Very Inconvinient Passage. Das sind kleine Vans, die so mit Fahrgästen vollgestopft werden, das man echt Pech hat, wenn man neben einem dicken, schwitzenden, nach Axe Deo riechenden Farang sitzt. Ich habe Glück. Es ist ein netter älterer Herr, der recht gut englisch spricht und ein gutes Gespräch entspinnt sich, über die Veränderungen im Norden Thailands in den letzten 20 Jahren. Trotzdem bin ich heilfroh als wir in Chiang Mai ankommen und ich mich gerade noch von Sai Yawd verabschieden kann, der seither auf seinen Bus nach Mae Sai wartet. Dann fährt er weiter nach Burma zu seiner Familie. Wir haben 5 Minuten für die Übergabe der Papiere (Rechnungen, Berichte u. ä.) und seines Mopeds an mich, dann muss er los. Eine Umarmung, ein Kuss (den gibt er allerdings seiner Freundin die auch hier ist), und das Versprechen in engem Kontakt zu bleiben – und Tschüss.
Tags drauf liegt ein letztes Treffen im Büro des SEC (Shan Education Commitee) an. Ich treffe dort Mwe Khur, die Projektkoordinatorin. Im Büro haben sie für mich gekocht und ich bin doch echt gerührt. Wir sind zu sechst und lassen es uns schmecken. Shan Essen ist ein Traum für Vegetarier. Ich bin keiner aber hier würd ich mir’s überlegen.Danach setzen Mwe Khur und ich uns hin und gehen die Fragen eines Projektpartners zur Verwendung von Spendengeldern durch. Sehr tricky, da genau in dem fraglichen Zeitraum Sai Yawd zuständig war und der ist im Moment in Burma. WIr vereinbaren, dass sie sich gemeinsam an die Fragen setzen, sobald er wieder da ist. Ich kenne Mwe Khur seit 6 Jahren. Habe sie in Loi Tai Laeng im Shan Staat auf dem damaligen Nationalfeiertag getroffen, der zur Erinnerung an die Panglong Konferenz von 1947 und die totale Missachtung der Vereinbarungen dieser Konferenz seitens der burmesischen Regierung, an jedem 7. Februar stattfindet. Ihr Einsatz für die Belange der Shan entlang der Grenze im Bereich Bildung, ist enorm. Im Moment beschäftigt sie sich damit, Lehrern der IDP Schulen (internal displaced people) ein Konzept nah zu bringen das sich ‚reading & writing&critical thinking‘ nennt. Hier sollen die Kinder weniger frontal unterrichtet und zu kritischem Denken angehalten werden. Lehrer in den IDP Schulen haben selbst teilweise gerade mal die 6. Klasse beendet. Sie geben weiter was sie selbst erfahren haben und dazu gehört eben auch das der Stoff einfach nachgesprochen wird und das Schläge zur Strafe in Ordnung sind. Dies will Mwe Khur ändern. Noch gibt es einfach nicht genug eigene gute Lehrer. Auch hier sind dringend Stipendien für die besten nötig, um sie auf witerführende Schulen bzw. auf die Uni schicken zu können. Mit Mwe Khurs Erlaubnis werden wir ihre Arbeit auf unserer Seite veröffentlichen. Diese darf dan gerne von euch an befreundete Lehrer weitergerecht werden. Ich finde, diese Arbeit verdient Unterstützung. Vielleicht fällt ja jemanden etwas dazu ein. Mwe Khur würde sich sehr freuen.
Am Abend treffen ich noch einmal mit vier Freunden zu einem Abendessen zusammen. Es sind Moan Kaein, Charm Hom, Mon Hom und Hseng Nong von SWAN. Wir haben noch einige Punkte zu bereden. Vor allem aber soll es ein gemeinsames Essen unter Freunden sein. Hseng Noung ist eine Veteranin der Frauenbewegung der nicht burmesischen Ethnien. Sie war mit Bertil Lintner verheiratet, dem international renomiertesten Kenner der Politik in Burma. Besonders zu den bewaffneten Konflikten, dem Krieg der Burmesen gegen die verschiedenen ethnischen Gruppen in Burma und zum Drogenhandel in der Region hat er etliches veröffentlicht. In den 80er Jahren sind die beiden zu Fuss, auf Elefanten und per Boot von Indien bis nach Thailand gereist und haben dabei den gesamten Norden Burmas, den Kachin- und Shanstaat durchquert. Zu lesen in : (Land Of Jade). Aber vor allem ist sie eine hervorragede Fotografin, die viels riskiert um die Menschenrechtsverletzungen in Burma zu dokumentieren. An diesem Abend bekomme ich exclusiv Fotos zu sehen, die sie erst an den folgenden Tagen präsentieren will. Sie ist von den Universitäten Cambridge und Seattle eingeladen worden, über den Landraub der burmesichen Regierung zu berichten. Ich sehe Bilder, die momentan in der internationalen Presse über Burma nicht zu sehen sind. Die Regierung nimmt den Menschen einfach ihr Land und verkauft es an Geschäftsleute, die hier investieren wollen. Ganze Dörfer verlieren ihr gesamtes Land und damit ihr Einkommen. 6 burmesische Anwältinnen, die sich für die Dorfbewohner einsetzten, sind inhaftiert. Gleichzeitig lesen wir, das Burma nun alle politischen Gefangenen freilässt. Eine eiskalte Lüge. Am Tag nach unserem Treffen fliegt Hseng Noung in die Staaten. Ein Foto von unserem Treffen schickt sie mir. Wir verabschieden uns alle voneinander.
Bangkok 18.11.2013
Da sitz ich nun um wunderbar windigen Bangkok. Gestern musste ich überstürzt aus Chiang Mai abfahren. Ich hatte ein Busticket für 21:00 haben wollen und da ich keine Zeit hatte, hat eine Angestellte des Galare Guesthouses das für mich erledigt. Sie hat allerdings vergessen zu erwähnen, das der 21:00 Bus voll war und ich nun den 11:00 Bus nehmen müsste. Das wurde mir so um10:30 mitgeteilt. Ich also in Panik meine Sachen in die Taschen verteilt, Kurzcheck: Reisepass, Geld, Computer, Papiere und los zum Busbahnhof. Auf dem Weg noch schnell Wäsche abholen und die Guesthousecrew informieren, das der der mein Moped abholen kommt, kein Schurke sondern mein Freund Sai Yawd ist. Ich muss euch nun gestehen, dass mein Fotoapparat weg ist. Gestohlen oder liegen gelassen weiss ich nicht. Irgendwie sind wir aber auch nie gute Freunde geworden, der Sony und ich. Nun kann ich euch leider nicht mit weiteren Fotos dienen. Wo dies möglich ist, in Zeiten von Bluetooth und Co. werde ich andere bitten. Beim Treffen mit Mwe Khur vom SEC (Shan Education Commitee) hat das mit dem Bluetooth nicht geklappt. Die Bilder haben mich bisher nicht erreicht.
Hab es nun also grad noch geschafft und nun lagen 10 Stunden Busfahrt vollklimatisiert bei frischen 17°C vor mir. Zeit die letzten Wochen Revue passieren zu lassen. Alles in allem war die Zeit natürlich viel zu kurz. Es tat mir leid, nur so kurz in Loi Kaw Wan sein zu können. Mit vielen Menschen hätte ich gerne ausführlicher gesprochen. Es war ein ziemliches Gehetze, da ja nicht nur mein Zeitplan entscheidet sondern auch ich mich nach der Zeit unserer Freunde und Partner zu richten habe. Das ist manchmal sehr mühsam zu organisieren. Vor allem für das Mae Hong Son Projekt hätte mehr Zeit sein müssen. Ich hätte mich mit einer Anwältin treffen müssen aber wir hatten nie gleichzeitig freie Zeit. Vor Ort, in Mae Hong Son, hätten ausführlichere Gespräche mit Vertretern der örtlichen Behörden stattfinden müssen. Aber wegen der Proteste in Bangkok steht hier Vieles still. Die wichtigen Leute sind dort und so haben wir uns lediglich um die Registrierung und Gründung einer Stiftung bzw. die Voraussetzungen hierfür, kümmern können. Das ist allerdings schon mehr, als ich erwartet hatte. Es wäre schon sehr gut, jemanden hier vor Ort zu haben, der mit Sai Yawd zusammenarbeitet. Ich weiss nun, über unseren Bekannten mit den guten Verbindungen zum Katasteramt, das mit dem Land, auf dem sich das Resort befindet, alles in Ordnung ist. Das heisst, es gehört Frau Am Pai, nur lässt der Landtitel eigentlich keinen Verkauf zu. Aber hier gäbe es Möglichkeiten, wie ein Langzeitpachtvertrag. Dafür bräuchte man dann die Anwältin wieder. Jetzt müssen wir im Team reden und abwägen. Dann werden wir entscheiden.
Aber vor allem hat die Zeit gefehlt, sie mit den Kindern zu verbringen, für die wir all diese Arbeit tun. Sie sind es immer wieder, die die Motivationsbatterien bei mir aufladen. So fehlen natürlich auch die Bilder, die vielleicht viele erwarten. Fotos von den Kindern drüben und der Arbeit mit ihnen. Aber man muss einfach auch wissen, dass die Arbeit mit den Kids selbst, unsere Partner machen und die können das auch viel besser als wir. Für uns bleiben die Meetings, die vielen Treffen und Gespräche, die Papierarbeit. Das lässt sich natürlich nicht so dankbar abbilden wie lachende Kinder. Aber die gibt es. Und wenn sie lachen, dann vielleicht auch weil Sie und Ihr mit euren Spenden helft, ihr Leben etwas besser zu machen.