Burma – Birma oder Myanmar?

Unter welchem Namen ist Ihnen das Land zwischen Indien, Bangladesh, China, Tibet, Laos und Thailand bekannt? Welchen nutzen Sie?

Alle drei Begriffe meinen dasselbe:

„Land der Burmanen“

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Birma ist lediglich die sprachliche Anpassung des sehr englisch ausgesprochenen Wortes Burma. Das ’u’ hört sich für deutsche Ohren dann eher wie ein ’i’ an und so wurde das Land in Deutschland, schon seit der englischen Kolonialzeit, Birma genannt. Während der Berichterstattung zu den Mönchsprotesten 2007 und über den Zyklon Nargis 2008 einigte sich der deutsche Presserat darauf, diesen Begriff weiter als Landesbezeichnung zu benutzen.

Umbenennung per Dekret

Wie aber kam es zu Myanmar als heutige Landesbezeichnung? 1988, nach der Niederschlagung der Studentenproteste mit etlichen tausend Toten und der folgenden massiven Verschärfung der schon Jahrzehnte andauernden Repressionspolitik der Militärjunta, benannte sich diese in SLORC (State Law and Order Restoration Council oder zu deutsch: Staatsrat zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung) um. Aber die Junta, unter General Sein Lwin, den man nach eben dieser Niederschlagung den ‚Schlächter von Rangoon‘ nannte, gab nicht nur sich einen neuen Namen sondern gleich dem ganzen Land.

Von nun an sollte es nicht mehr Sozialistische Republik Burma heißen sondern Myanmar. Dies ist ein sehr alter Begriff für ’Land der Bamar’, bedeutet also dasselbe wie Burma. Ausserdem wurden fast alle Städte und Flüsse mit den alten vorkolonialen Namen versehen. So hieß ab jetzt z.B. Rangoon wieder Yangoon oder aus Irrawaddy wurde Ayerrawaddy.

Der Begriff Myanmar sollte nach aussen aber nicht nur einen endgültigen Schlussstrich unter die Kolonialzeit setzen sondern  auch eine vermeintliche Einheit des Landes verdeutlichen, das ein ethnischer Flickenteppich mit über 316 verschiedenen Volksgruppen ist.

 

Dominanz der Burmanen

Im Ausland wissen die allerwenigsten, dass Myanmar schon von seiner Bedeutung her, alle ethnischen Nichtburmanen aus der Gemeinschaft ausschliesst. Die Burmanen oder Bamar sind zwar die größte Volksgruppe aber eben bei weitem nicht die Einzige. Allein die ethinsche Gruppe der Shan beziffert sich auf ca. 6 – 7 Millionen. Eine “Einheit“ des Landes hat die Junta aber jahrzehntelang durch seine brutale Repression gegen ethnische ’Nichtburmanen’ und jede Opposition aktiv verhindert. Der Grund zur Umbenennung des Landes ’Alle Landsleute unter einem Namen vereinen zu wollen’ war also nur vorgeschoben und reiner Zynismus.

Die Vereinten Nationen haben kurz nach der Umbenennung des Landes die neue Bezeichnung übernommen. Andere, wie die Vereinigten Staaten sowie Australien halten weiter an Burma als Landesnamen fest.

Seit 2010 wird Burma von einem gewählten Parlament regiert. Vieles hat sich gebessert. So wurden z. B. politische Gefangene freigelassen oder die Zensur abgeschafft.

Aber viele Amtsträger haben lediglich die Uniformen ausgezogen und heute sind die Muslime, die es immer schon in Burma gab, Ziel von staatlich gelenkten bzw. staatlich bewußt nicht verhinderten Progromen. Die Rohingha gelten laut U.N.H.C.R. als die weltweit am schlimmsten verfolgte Volksgruppe.

Nix mit Einheit also!

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Zuvor repatriierte Karen müssen ihr Dorf wieder verlassen, als es von der Burma Armee angegriffen wird

 

Und heute?

Im Shan-Staat, im Kachin-Staat sowie im Siedlungsgebiet der Karen an Burmas Grenze zu Thailand sind weiterhin massenhaft burmesische Armeeeinheiten stationiert die die Bevölkerung drangsalieren und der Krieg zwischen den Kachin und der Burma Armee ist auch noch lange nicht beendet. Aber auch im Shan-Staat kommt es regelmäßig zu Gefechten. Hundertausende Flüchtlinge, die in thailändischen Lagern leben oder sich ’illegal’ unter teils erbärmlichen Bedingungen im Nachbarland verstecken und die niedrigsten Arbeiten erledigen müssen um dort existieren zu können, sind nicht bereit zurück in die Heimat zu gehen. Zu unsicher ist die Lage dort und eine vermeintliche Ruhe kann sehr schnell wieder umschlagen in Krieg und Repression.

Ein weiteres großes Problem ist die illegale Landnahme durch die Regierung. Den Menschen wird einfach ihr Land weggenommen und dieses wird dann Geschäftsleuten verkauft, die dann dort die vormaligen Eigentümer auf ihrem eigenen Land als unterbezahlte Lohn- oder Zwangsarbeiter beschäftigen.

Burma – Birma oder Myanmar??

Der Name Myanmar ist von einem der brutalsten Regime der Welt gewählt worden um seine Bevölkerung, sich selbst sowie die Welt Glauben zu machen, dort würden alle harmonisch unter einem Dach leben. Dies war Lüge und ist weiterhin eine Lüge.

Auch wenn immer mehr Menschen, in und außerhalb des Landes, Myanmar als Landesbezeichnung nutzen, haben wir uns entschieden, uns heraus zu nehmen, stattdessen Burma als Landesbezeichnung zu benutzen.

Dies tun außer uns noch etliche andere politisch und humantitär arbeitende NGO’s (Nicht Regierungsorganisationen) und Oppositionsgruppen in- und ausserhalb Burmas. Auch die USA benutzen offiziell die Bezeichnung Burma für das Land.

Dieselbe Diskussion hat auch die NGO ‚Partners Relief & Development‚ geführt. Auch sie informieren auf ihrer Webseite über die Hintergründe beider Namen und ihrer Verwendung. Das dies ein heikles Thema ist, merkt man ihrem Beitrag an. Was das Ergebnis ihrer Diskussion ist, können Sie hier lesen.

Sagen Sie uns gern ihre Meinung zu diesem Thema.

Marcus Mitwollen
Marcus Mitwollen

Marcus ist seit 2006 im Verein tätig und war schon Mitglied bei 'Helfen ohne Grenzen Deutschland'. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Bremen. Von Beruf ist er Intensiv/Anästhesiepfleger im Schichtbetrieb und Bewegungslehrer. Im Verein ist er fast von Beginn an im Vorstand aktiv. Die thailändisch/burmesische Grenzregion kennt er seit 30 Jahren und spricht leidlich Thai. Ihn hat man am Telefon wenn man between-borders anruft.

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