Bericht über Burma

Liebe Mitglieder und Freunde von between-borders

In den Medien wurde in den letzten Monaten viel berichtet über Burma und die Veränderungen, die im Land vor sich gehen. Wir begrüßen diesen Fortschritt. Wenn von Burma und Aung San Suu Kyi berichtet wird, betrifft das Zentral Burma, in dem etwa 60% der Bevölkerung lebt, die Volksgruppe der Burmesen. Die Bewohner des Landes teilen sich in etwa 134 weitere ethnische Gruppen auf, die restlichen 40 % der Einwohner Burmas. Diese Volksgruppen leben seit Jahrhunderten in den Bergregionen und der Peripherie des Landes.  Alle haben ihre eigene Sprache, Kultur, Trachten und Geschichte.

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Seit gut 60 Jahren hält die burmesische Armee diese Gebiete besetzt, Verletzungen der Menschenrechte, Vergewaltigungen, Folter, Erschießungen, die Unterdrückung anderer Kulturen sind seit vielen Jahren an der Tagesordnung, daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten sich ein gutes Dutzend sogenannter Rebellenarmeen, die gegen die Besatzung der burmesischen Armee in ihren Regionen, oder Staaten kämpfen.

Wir von between-borders sind seit etwa 10 Jahren im thailändisch-burmesischen Grenzgebiet und zwar im Shan Staat tätig. Dies ist der größte Staat innerhalb Burmas.  Neun Prozent der Einwohner in Burma gehören dem Volk der Shan an. Eine positive Veränderung gibt es. Derzeit wird diskutiert, ob die Shan wieder ihre eigene Sprache unterrichten dürfen, was bisher verboten war, außer in den fünf Flüchtlingscamps, die zum Teil von uns betreut werden.

In diesen Camps hat sich die Situation in den letzten Monaten drastisch verschlechtert, wovon wir uns bei einem Besuch im Juni/Juli 2012 persönlich überzeugen konnten. Die großen Organisationen, die bisher die Menschen in den Grenzgebieten und Camps unterstützten, sind abgezogen. Sie unterstützen nun Projekte in Burma selbst, was für die Flüchtlinge in den Camps ein großes Dilemma ist. Es gibt nur noch wenige Organisationen, die im Grenzgebiet helfen. Die Auswirkungen sind katastrophal. Wir als kleine Hilfsorganisation können diese Situation alleine nicht auffangen. Es stehen uns einfach nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung. Der Abzug der großen Organisationen ist ein Grund. Ein weiterer ist die einseitige Berichterstattung der Medien. Bestimmt ein Dutzend meiner Bekannten sprachen mich darauf an, dass ich ja nun in Burma arbeitslos sei, nachdem dort Demokratie herrscht. Dies wirkt sich natürlich auf unsere Spendeneingänge sehr negativ aus.

Die Besatzung und der Krieg im Shan-, Karen- Kachin Staat und anderen Gebieten geht sich trotz verschiedener Waffenstillstands-Abkommen bis heute unverändert weiter. Bereits 25 Überfälle der Burmesischen Armee gab es alleine im Shan Staat seit dem 2. Dezember 2011, seit der Waffenstillstand in Kraft trat. Im Kachin Staat tobt der Krieg seit etwa 14 Monaten. 70.000 Flüchtlinge leben dort zusammen gepfercht an der Grenze zu China in Camps. Die Chinesische Regierung erlaubt keine internationale Hilfe. Die Menschen hungern, die Kinder sind unterernährt und ohne medizinische Betreuung.

Die Burmesische Armee (etwa 450.000 Mann) steht über dem Gesetz. Burmas Präsident Thein Sein gab den Befehl zum Abzug bereits vor einigen Monaten. Die Armee sagt, lass die in der Hauptstadt ihr Ding machen, wir machen Unseres hier draußen. Ein Ende ist leider nicht in Sicht und wir werden die Menschen dort weiter unterstützen müssen.

Wir möchten Ihnen die Situation in den von uns betreuten und besuchten Flüchtlings-Camps etwas näher bringen. Wir betreuen vor allem Kinder und viele Waisen. Wir bauen Schulen, Waisenhäuser und Kindergärten, unterstützen Nahrung, Kleidung, Schul-Materialien, medizinische Versorgung und die Gehälter der Lehrer und Betreuerinnen. Unser Schwerpunkt liegt im Bereich Ausbildung. Wir vergaben bisher elf Stipendien für junge Menschen aus dem Shan Staat, die nun in Bangkok die Universität besuchen, oder in Chiang Mai und Chiang Rai die High School.

Wie bereits oben beschrieben, wird die Versorgung der Flüchtlinge immer schwieriger. Seit dem Frühjahr 2012 müssen die etwa 1250 Kinder in allen fünf Camps auf ihr Schul-Mittagessen verzichten. Nur die Waisen erhalten noch lunch. Auch für den regulären Schulbetrieb gibt es keine Sponsoren mehr, die Lehrer erhalten kein Gehalt mehr, 60 € im Monat. Auch sie haben Familien, die sie ernähren müssen. Bei unserem Besuch im Juli 2012 lieferten wir für drei Camps noch die Schulsachen für die nächsten drei Monate, bezahlten die Lehrer Gehälter, brachten Spielsachen und Früchte mit, ließen in jedem Camp einige Schweine schlachten.

Im Camp Loi Sam Sip betreuen wir 38 Waisen. Insgesamt sind dort 53 Kinder untergebracht. Es ist unser ärmstes Camp. Es liegt auf 1.600 m, nachts wird es empfindlich kalt, die Kinder haben nichts Warmes anzuziehen. Neben Nahrung benötigen wir in LSS dringend eine neue Unterkunft und eine neue Schule. Die Kinder bräuchten eine kleine Kantine mit Tischen und Stühlen zum Essen. Etwa 350 Menschen leben in LSS. Fünfzehn Kinder sind derzeit ohne Betreuung.

Im Camp Kong Mong Mung konnten wir das bereits mit der Unterstützung eines Großspenders realisieren.

In KMM leben derzeit 77 Kinder, davon 28 Waisen. Letztere werden seit Jahren von demselben Spender unterstützt. KMM ist ein kleines Vorzeige Projekt. Vor etwa vier Jahren gab es hier nicht viel, das Camp etablierte sich, mit gutem Erfolg. Es gibt zwei Schulen und drei Unterkünfte für die Waisen und anderen Kindern, ein Lehrerbüro, eine Küche und Kantine. Etwa 350 Menschen leben in KMM. Derzeit sind 49 Kinder ohne Betreuung.

Im Camp Loi Kaw Wan, in dem wir seit 2004 tätig sind, leben etwa 3.000 Menschen, davon ca. 450 Kinder. Es gibt eine große Schule, die bis zur 6. Klasse unterrichtet, einen Kindergarten, verschiedene Waisenhäuser, die Schulküche, ein Hospital. Ein großes und etabliertes Camp.

Hier zeigen wir den Kindergarten, den wir Ende 2010 gebaut und eingeweiht haben. Ca. 30 Kinder werden dort betreut. Auch in LKW haben wir kaum noch Unterstützung für die Kinder. Die 78 Waisen sind versorgt, ebenso der Kindergarten. Nahrung und die Finanzierung der Schule fehlen. Viele der Kinder leben mit ihren Eltern im Dorf, die sie auch füttern, so gut sie können. Es besteht großer Bedarf.

Euer between-borders Team

Karl Förster

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