08.03.2016 / Besuch bei der ‚Fortune-Group‘ in Fang
Es kommt etwas überraschend. Eine ‚Fortune-Group‘ in Fang möchte mich gerne einladen, sich quasi vorstellen. Es ist Zeit am Abend nach unserem Trip nach Loi Sam Sip. Wir müssen die Nacht sowieso in Fang verbringen. Ich checke in einem von Lahu geführten Hotel ein. Und danach holt mich unser Roadteam gleich ab und wir verlassen Fang in das nahe gelegene Wiang Wai. Ein Dorf das von ausgedehnten Zwiebel und Knoblauchfeldern umgeben ist. Etliche meterhoch mit Zwiebeln beladene LKW verlassen den Ort Richtung Fang. Entsprechend riecht es überall. Ich mag den Geruch.
An einer verabredeten Straßenecke im Ort wartet eine junge Frau auf ihrem Moped auf uns um uns zum Projekt zu geleiten. Der Weg führt steil hinauf am Ortsrand von Wiang Wai bis es nicht mehr weiter geht. Hier warten im Halbdunkel der mittlerweile einsetzenden Abenddämmerung viel junge Leute auf uns.
Jeder scheint mit dem Moped gekommen zu sein, solch ein Fuhrpark steht hier. Die Mädchen und Frauen sind mit der Zubereitung von großen Mengen Speisen beschäftigt. Die Jungs und Männer helfen die lange Tafel zu decken.
Ich sehe mich etwas um auf dem Gelände. Die machen hier wirklich eine Menge. Neben dem recht neuen Gebäude wird schon die Baustelle für ein weiteres Gebäude vorbereitet. Es gibt eine kleine Schweinezucht, Plize werden gezogen, ein Gemüsegarten soll entstehen und sogar Frösche (ich nehme an zum Essen) werden gezüchtet. Aber die Hauptarbeit des comunity Projektes ist: HIV Aufklärung, Gesundheitsprogramme, Englischunterricht, Umweltschutz oder Aufklärungsprogramme über z.B. die verschiedenen ID-Karten für Migranten. Es wird Sport gemacht und es ist ein gedämmter Musikübungsraum gestaltet worden. Sogar Programme zum Umgang mit den psychischen Folgen von Flucht und Vertreibung gibt es. Fortune ist ein Shan-Comunity-Program.
Die Gruppe ist groß. Eine genaue Teilnehmerzahl gibt es nicht. Fortune ist eine offene Gruppe. Aber soweit ich verstanden habe, sind es alles Shan oder wie man in Thailand sagt, Tai Yai, die hier mitarbeiten. Es gibt 1-2 Freiwillige aus dem westlichen Ausland, die hier über längere Zeiträume wohnen könne und englisch unterrichten.
Ich vergleiche die Fortune Gruppe für mich am ehesten mit den Jugendzentren, die viele vielleicht noch aus den 70er/80er Jahren in Deutschland kennen. Nur mit einer etwas anderen Agenda. Die Gruppe arbeitet eng mit der thailändischen in Schule in Wiang Wai zusammen. 4 der Lehrer dort arbeiten auch hier mit. Es gibt 6 volunteers und 10 Netzwerker. Zu deren Aufgaben hätte ich gerne mehr erfahren aber es geht nun ans Essen. Was für ein Mal. Ich habe einige Flaschen Soft-Drinks mitgebracht, gebe aber zum Essen auch noch etwas dazu. Shanessen. Gesund und schmackhaft. Meine Frau ist Taiwanerin und viele der Speisen kenne ich tatsächlich auch so aus Taiwan.
Nach dem Essen schaue ich mir den Musikübungsraum an. Eine Bullenhitze ist in dem kleinen Raum. Der auf Hochtouren laufende Ventilator rettet mich vor dem sicheren Schwitztod. Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang und das Ganze gar nicht schlecht. Die Gruppe will auch auf Veranstaltungen in anderen Districten und Provinzen auftreten. Tanz und Shan Kung Fu lernen sie hier auch.
Es ist schon spät geworden und wir verabschieden uns. Aber nicht ohne e-mails auszutauschen. Ich habe so das Gefühl, das wir die Gruppe wieder treffen werden.